Als Bodenturnen bezeichnet man eine Turndisziplin. Anfänglich waren die Übungen auf einem normalen Hallenboden auszuführen. Beim klassischen Inhalt im Schul- und Breitensport kommt heute eine durch Anreihung von Bodenmatten entstehende Bahn[1] oder seltener eine schwere, von Kindern kaum zu handhabende Rollmatte zum Einsatz.[2] Hier ist ein Bewegungsablauf nur in einer oder entgegengesetzter Richtung möglich. Im fortgeschrittenen Leistungsbereich und Wettkampfsport, häufig als Kunstturnen bezeichnet, ist diese Richtung beliebig. Die Wettkampffläche ist hier 12 m × 12 m groß und kann ebenfalls durch Auslegen mit Matten erreicht werden.[3] Eine aufwändige Variante besteht aus einer leicht federnden Unterkonstruktion mit darauf liegenden Deckläufern.[4] Sie ist bei Wettkämpfen oder nur in wenigen Turnhallen und dann vorzugsweise im Daueraufbau zu finden.
Während der Kür muss die gesamte Fläche beturnt werden, und zwar vor allem mit akrobatischen Elementen, also Überschlägen oder Salti (vorwärts und rückwärts), von denen keines mehr als einmal wiederholt werden darf. Wird während der Übung die weiße Außenmarkierung auf der Bodenfläche übertreten, gibt es Punktabzug. Bei den Männern muss auch ein Gleichgewichtselement (z. B. Standwaage) enthalten sein. Die Frauen müssen hingegen auch gymnastische Sprünge und Drehungen zeigen. Die Übung als Kombination von akrobatischen Reihen, Verbindungsteilen und gymnastischen Elementen muss in einem harmonischen Rhythmus als Wechsel von schnellen und langsamen Passagen geturnt werden. Eine Bodenkür darf zwischen 50 und 90 Sekunden dauern.
Noch in den 1970er-Jahren zählte ein Doppelsalto zu den schwierigsten Elementen des Bodenturnens. 1987 zeigte der Russe Valeri Ljukin in einem Wettkampf den seitdem nach ihm benannten Dreifachsalto rückwärts (gehockt), der im männlichen Bereich noch immer zu den Höchstschwierigkeiten zählt (G-Element).[5] In den Bodenübungen heutiger Eliteturner werden Doppelsalti rückwärts mit bis zu drei Längsachsendrehungen gezeigt.[5]