Braess-Paradoxon

Das Braess-Paradoxon ist eine Veranschaulichung der Tatsache, dass eine zusätzliche Handlungsoption unter der Annahme rationaler Einzelentscheidungen zu einer Verschlechterung der Situation für alle führen kann. Das Paradoxon wurde 1968 von dem deutschen Mathematiker Dietrich Braess veröffentlicht.[1]

Braess’ ursprüngliche Arbeit zeigt eine paradoxe Situation, in der der Bau einer zusätzlichen Straße (also eine Kapazitätserhöhung) dazu führt, dass sich bei gleichbleibendem Verkehrsaufkommen die Fahrtdauer für alle Autofahrer erhöht (d. h. die Kapazität des Netzes reduziert wird). Dabei wird von der Annahme ausgegangen, dass jeder Verkehrsteilnehmer seine Route so wählt, dass es für ihn keine andere Möglichkeit mit kürzerer Fahrtzeit gibt. Die Situation, die nach dem Bau der neuen Straße entsteht, kann in der Spieltheorie als Mehr-Personen-Gefangenendilemma interpretiert werden und so dieses Paradoxon erklären.

Gelegentlich wird das Paradoxon auch bei Selfish-Routern und in Stromnetzen diskutiert.[2] Darüber hinaus ist das Braess-Paradoxon ein Beispiel dafür, dass die rationale Optimierung von Einzelinteressen im Zusammenhang mit einem öffentlich bereitgestellten Gut zu einem für jeden Einzelnen verschlechterten Zustand führen kann.

  1. Dietrich Braess: Über ein Paradoxon aus der Verkehrsplanung. In: Unternehmensforschung. Band 12, 1968, S. 258–268 (Online [PDF; 840 kB; abgerufen am 1. Juni 2023]).
  2. Benjamin Schäfer, Marc Timme: Energiewende: Wie ein Paradoxon den Netzausbau gefährden kann. In: Spektrum der Wissenschaft. 5. August 2023, abgerufen am 5. August 2023.

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