Fischaugenobjektiv

Modernes Fischaugen-Zoomobjektiv mit einer Brennweite von 8–15 mm
Lichtstarkes Fischaugenobjektiv Laowa 4 mm f/2,8 von Venus Optics mit einem Bildwinkel von 210° und einem Gewicht von 135 Gramm für Micro Four Thirds
Auf der Photokina 1970 vorgestellt und 1972–1983 gefertigt.
Das Fisheye-Nikkor 6mm f/2.8 hatte den bisher größten Bildwinkel von 220° im KB-Format.

Ein Fischaugenobjektiv, kurz Fischauge (englisch fisheye bzw. fisheye lens), ist ein fotografisches Objektiv, das einen großen Bildwinkel erfasst, typisch 180° in der Diagonalen, wodurch es ein komplettes menschliches Gesichtsfeld abbilden kann. Es weist zugleich eine starke tonnenförmige Verzeichnung auf. Gerade Linien, die nicht durch die Bildmitte laufen, werden dadurch gekrümmt abgebildet. Es bildet Flächenverhältnisse oder radiale Abstände meist getreuer ab als ein gewöhnliches, gnomonisch (verzeichnungsfrei) projizierendes Weitwinkelobjektiv.

Konventionelle Objektive bilden eine senkrecht zur optischen Achse stehende Objektebene proportional ab (siehe unten: Abbildungsfunktionen) und können deshalb nur Bildwinkel von weniger als 180° erfassen. Fischaugen hingegen erreichen durch ihre Verzeichnung Bildwinkel von 180°, im Extremfall sogar bis zu 220°, bei Entwürfen 270° und 310°,[1] und können eine Hemisphäre oder mehr abbilden. Trotz der großen Bildwinkel ist der Helligkeitsabfall zum Bildrand hin leichter korrigierbar als bei Weitwinkelobjektiven, weil der Flächen-Abbildungsmaßstab von einer Objektebene auf die Bildebene zum Bildrand hin abnimmt (während er bei verzeichnungsfreier Abbildung konstant ist) und das Licht sich auf eine kleinere Fläche konzentriert.

Das weltweit erste in Serie produzierte Fischaugenobjektiv wurde 1962 von Nikon vorgestellt (Fisheye-Nikkor 1:8, f = 8 mm).[2] Das Objektiv ragt weit in das Kameragehäuse hinein, sodass der Spiegel hochgeklappt und arretiert werden muss. Ein externer Sucher wird am Blitzschuh angebracht.

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Herstellern, die Fischaugenobjektive produzieren. Für einäugige Spiegelreflexkameras sind sie meist als Retrofokusobjektive ausgeführt, damit der Spiegel zwischen Verschluss und Hinterlinse genug Platz hat. Moderne spiegellose Kamerasysteme mit erheblich kürzeren Auflagemaßen ermöglichen einen geringeren Abstand von Optik und Sensor, was Gewicht und Preis verringert oder bei gleichem Aufwand größere Bildwinkel oder höhere Lichtstärken ermöglicht.[3]

Miniaturfischaugenobjektive für sehr kleine Sensoren, wie sie in Überwachungskameras oder Action-Camcorder eingesetzt werden, sind noch preiswerter, so dass noch größere Bildwinkel bis 280°[4] angeboten werden, und nicht mehr kosten als ein 180°-Retrofokus-Fischaugenobjektiv für das Kleinbildformat. Inzwischen gibt es davon auch vergrößerte Varianten mit Bildwinkeln bis zu 250° für spiegellose Systemkameras.[5]

  1. Chadwick B. Martin: Design issues of a hyper-field fisheye lens. (PDF; 207 kB) University of Arizona, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Juni 2014; abgerufen am 5. Juni 2014 (englisch).
  2. Additional Information on 8mm f8 Fisheye-Nikkor Lens (englisch)
  3. M.ZUIKO DIGITAL ED 8mm 1:1.8 Fisheye PRO – OM-D & PEN Objektive – Olympus. Abgerufen am 1. März 2017.
  4. Entaniya Super Wide Fisheye Lens for P0.5/M12. Entaniya Co.,Ltd., abgerufen am 15. Februar 2018 (englisch).
  5. HAL 250/200 - Entaniya. Entaniya Co.,Ltd., abgerufen am 15. Februar 2018 (englisch)., (Tabellen unter Technical Specification → MFT/Image Height: More Info, abgerufen am 15. Februar 2018)

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