Kandahar-Massaker

Lage der Provinz Kandahar in Afghanistan

Das Kandahar-Massaker fand am Sonntag dem 11. März 2012 um etwa 3.00 Uhr Ortszeit im Dorf Najib Yan[1] (nach anderen Angaben in den zwei Dörfern Balandi und Alkozai)[2] im Distrikt Panjwai in der Provinz Kandahar in Afghanistan statt. United States Army Staff Sergeant Robert Bales ging dabei ein Nachtsichtgerät tragend vom Feldlager, einem Combat Outpost namens Camp Belambay, in den Ort und erschoss und erstach dort während eines Amoklaufs in drei Häusern 16 Zivilisten, darunter 9 Kinder und 3 Frauen. Einige der Opfer verbrannte er danach.[3]

Bales, der nach drei Einsätzen im Irak seit Dezember 2011 erstmals in Afghanistan war, ist Angehöriger einer Stryker Brigade der 2. Infanteriedivision und in der Joint Base Lewis-McChord in Fort Lewis stationiert. Auftrag seiner Einheit und der Green Berets vor Ort war eine village stabilization operation. Das beinhaltete unter anderem, Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung zu halten, Ausbildung und Präsenz der Afghanischen Nationalpolizei zu unterstützen und Talibanführer aufzuspüren. Die Region war früher eine Hochburg der Taliban gewesen, die Lage hatte sich aber in den vergangenen Jahren beruhigt.[3]

Nach Angaben des amerikanischen Militärs hatte Bales in der Tatnacht gemeinsam mit zwei anderen Soldaten entgegen dem bestehenden Verbot Alkohol getrunken. Während seiner Einsätze in Irak verlor er wahrscheinlich durch eine Mine Teile seines Fußes und wurde wegen eines Schädel-Hirn-Traumas behandelt. Der Anwalt von Bales und auch das Militär schließen eine Erkrankung Bales an PTSD nicht aus. Auch stellten einige Medien die Frage, ob die Einnahme von Mefloquin, eines möglicherweise durch die US-Armee eingesetzten Medikaments zur Malaria-Prophylaxe, einen Einfluss auf Bales psychische Verfassung zur Tatzeit hatte[4][5][6]; eine vollständige Herausgabe seiner medizinischen Akte wird von den zuständigen Stellen bislang verweigert.[7] Trotz des Einspruchs der afghanischen Regierung wurde Bales bald nach dem Amoklauf aus dem Land gebracht und in Fort Leavenworth festgesetzt. Eine zuerst geplante Verlegung nach US-Militärbasen in Kuwait scheiterte am Protest des dortigen Regimes.[3]

Am 13. März wurde eine von Hamid Karsai ernannte Delegation, die den Schauplatz des Massakers untersuchen sollte, von Aufständischen angegriffen. Unter den Delegierten waren zwei Brüder von Karsai und der Minister für Stammesfragen und Sondergesandte für Südafghanistan, Asadullah Chalid.[8]

  1. Amerika rätselt über den Amokläufer von Najib Yan. In: Spiegel Online. 17. März 2012, abgerufen am 17. März 2012.
  2. Dirk Hautkapp: US-Soldaten in Afghanistan – Tod und Hass am Hindukusch. In: DerWesten. WAZ Mediengruppe, 12. März 2012, abgerufen am 1. Mai 2012.
  3. a b c Robert Bales. In: Webpräsenz New York Times. 29. März 2012, abgerufen am 1. Mai 2012 (englisch).
  4. Mark Benjamin: Robert Bales Charged: Military Scrambles To Limit Malaria Drug Just After Afghanistan Massacre. In: Huffington Post. 25. März 2012, abgerufen am 27. März 2012 (englisch).
  5. Amy Goodman, Mark Benjamin: Pentagon Stays Silent on Whether Suspect in Afghan Massacre Took Controversial Anti-Malaria Drug. In: Democracy Now. 27. März 2012, abgerufen am 27. März 2012 (englisch).
  6. rme: Mefloquin: Warnung vor neuropsychiatrischen Nebenwirkungen und Schwarzwasserfieber. Deutsches Ärzteblatt, 11. September 2013
  7. Adam Ashton: Army: Robert Bales’ medical records to remain classified. The News Tribune, 3. September 2014.
  8. Karsai-Delegation unter Beschuss. In: die tageszeitung. 13. März 2012, abgerufen am 14. März 2012.

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