Kohleausstieg

Kohleinfrastruktur: Der Kohlehafen und das Kohlekraftwerk in Mehrum
Die Anti-Kohlekraft-Bewegung fordert in Washington einen Kohleausstieg (2009)

Als Kohleausstieg bezeichnet man die politische Entscheidung, Kohle nicht mehr abzubauen bzw. nicht mehr zu verwenden. Gründe für den Kohleausstieg sind, wie beim Ölausstieg, insbesondere Umweltschutz, Klimaschutz und Gesundheitsschutz (Vermeidung von Gesundheitsschäden durch Luftschadstoffe, die bei der Kohleverbrennung freigesetzt werden).

Kohle wird seit Jahrzehnten in großen Mengen zur Erzeugung von elektrischer Energie in Kohlekraftwerken, zum Heizen, in der Chemieindustrie, Stahlindustrie und anderen Industriezweigen verwendet. Zur Kohleindustrie gehört auch die Infrastruktur zur Förderung im Tagebau oder in Bergwerken und der Transport (z. B. Kohlehäfen, Kohlenbahnen, Förderbänder usw.). Mit dem Kohleausstieg geht nicht nur ein Ende der Kohleverstromung einher, sondern in gewissem Maße auch ein relatives „Ende“ oder zumindest eine starke Reduzierung der stofflichen Nutzung von Kohle (etwa auch in Gestalt eines Ausstiegs aus der Verkokung für die Eisen- und Stahlerzeugung – Stichwort „grüner Stahl“).

Vielfach übertreffen volkswirtschaftliche Schäden durch Gesundheitsfolgen die Gesamterlöse.[1] Auch um die Ziele des 2015 in Paris beschlossenen Klimaschutzvertrages zu erfüllen, die menschengemachte globale Erwärmung auf deutlich unter 2 °C zu begrenzen, ist weltweit ein Kohleausstieg bis etwa 2030 notwendig.[2] Mit Stand 2015 hatte Kohle einen Anteil von 40,7 Prozent am weltweiten Strommix.[3] In der Europäischen Union lieferte Kohle im Jahr 2020 etwa 13 % des Stroms und liegt damit deutlich hinter Wind- und Solarenergie mit ca. 20 %. Insgesamt halbierte sich der Kohlestromanteil seit 2015; alleine 2020 ging er um ein Fünftel zurück.[4]

Im November 2021 wurden auf der UN-Klimakonferenz in Glasgow 2021 (COP 26) Schritte zur Abkehr von der Kohle diskutiert. Indien und China sorgten kurz vor Ende der Konferenz noch für eine deutliche Abschwächung der Formulierung zum Kohleausstieg. Die Staaten werden aufgerufen, „ihre Bemühungen in Richtung eines Ausstiegs“ aus der Kohlenutzung zu beschleunigen und „ineffiziente Subventionen“ für fossile Energieträger zu beenden.[5][6][7]

  1. Luke Kemp: Ecological Breakdown and Human Extinction. In: The Era of Global Risk: An Introduction to Existential Risk Studies. 1. Auflage. Open Book Publishers, Cambridge, UK 2023, ISBN 978-1-80064-786-2, doi:10.11647/obp.0336 (openbookpublishers.com [abgerufen am 6. September 2023]): „In 2018, such deaths [caused by fossil energy combustion] account for approximately 18 % of global deaths. [101] This is only mortality. The cost is even higher when lost productivity and sickness are considered. These overall health costs are enormous. Even in the US, the health costs of coal-fired power are likely 0.8–5.6 times the value added to the economy. [102]“
  2. Johan Rockström et al.: A roadmap for rapid decarbonization. In: Science. Band 355, Nr. 6331, 2017, S. 1269–1271, doi:10.1126/science.aah3443.
  3. World Development Indicators: Electricity production, sources, and access. In: Weltbank. Abgerufen am 4. Oktober 2018.
  4. Erstmals mehr Ökostrom als fossiler in der EU. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 25. Januar 2021, abgerufen am 25. Januar 2021.
  5. Klimakonferenz einigt sich auf Abkehr von Kohle. In: FAZ. Abgerufen am 14. November 2021.
  6. Weltklimakonferenz Glasgow: Abschlusserklärung zum Kohleausstieg. In: Süddeutsche Zeitung. Abgerufen am 14. November 2021.
  7. siehe auch unfccc.int (13. November 2021): Abschnitt 36 (Calls upon Parties to accelerate the development, deployment and dissemination of technologies, and the adoption of policies, to transition towards low-emission energy systems, including by rapidly scaling up the deployment of clean power generation and energy efficiency measures, including accelerating efforts towards the phase-out of unabated coal power and inefficient fossil fuel subsidies, recognizing the need for support towards a just transition)

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