Lenin-Jungs

Lenin-Jungs mit ihrem Kommandeur József Cserny (erster von links) im Jahr 1919

Die ungarischen Lenin-Jungs (auch Lenin-Jungen, Lenin-Knaben oder Lenin-Buben genannt; ungarisch: Lenin fiúk), offiziell Terrortruppe des Revolutionären Regierungsrats (Forradalmi Kormányzótanács terrorcsapatának), war die wichtigste und berüchtigste bolschewistisch-kommunistische Terrormiliz in der Ungarischen Räterepublik, die 1919 für knapp vier Monate existierte. Ihren Namen entlehnten sie dem damaligen Führer des bolschewistischen Russland, Wladimir Lenin.

Die zunächst etwa 500 Mann zählende Einheit wurde vom ehemaligen k.u.k. Matrosen József Cserny gegründet (daher auch Cserny-Detachement genannt), und unter maßgeblicher Verantwortung von Tibor Szamuely ab März 1919 in den Dienst des neuen linksradikalen Räteregimes gestellt. Nach russischem Vorbild wurde die Terrormiliz zur politischen Geheimpolizei aufgebaut („ungarische Tscheka“), ging aber insgesamt weniger brutal vor als die russischen Tschekisten. Auch wurde die Einheit organisatorisch mehrmals umstrukturiert. Innerhalb Räte-Ungarns, das diktatorisch von einer sozialistischen Einheitspartei unter Béla Kun geführt wurde, fungierten die Lenin-Jungs faktisch als Privatarmee des linken, extremistischen Parteiflügels. Ideologisch propagierten sie antibürgerlichen Klassenhass sowie aggressiven Atheismus und spielten eine entscheidende Rolle beim ungarischen Roten Terror. Dieser wurde auf den Gebieten Räte-Ungarns sowie der von ungarischen Truppen besetzten Slowakischen Räterepublik ausgeübt und umfasste Massenverhaftungen, Folterungen, politische Morde, Kriegsverbrechen im Rahmen des Ungarisch-Tschechoslowakischen Krieges sowie Terrorakte gegen Geistliche und Plünderungen.

Die aktuelle kritische Geschichtswissenschaft macht die Terrormiliz für bis zu mehrere Hundert Todesopfer verantwortlich. Auch attestieren Historiker dem ungarischen Roten Terror eine Mitverantwortung für das Ausmaß des auf die Räterepublik folgenden, wesentlich brutaleren Weißen Terrors. Als klar widerlegt gilt in der Fachwelt der von rechtsradikalen Verschwörungstheorien postulierte Vorwurf, die Lenin-Jungs seien Repräsentanten eines angeblichen „Judeo-Bolschewismus“ gewesen: Juden stellten unter den Mitgliedern der Einheit nur eine Minderheit dar. Von der marxistisch-leninistischen Historiographie sowie einigen linksradikalen Internetplattformen werden die Verbrechen der Lenin-Jungs weiterhin verharmlost oder geleugnet.


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