Orientteppich

Orientteppiche sind Teppiche, die vor allem im „Orient“ gewebt und geknüpft werden. Das als „Teppichgürtel“ bekannte geographische Gebiet, in dem Orientteppiche hergestellt werden, erstreckt sich von Marokko über Nordafrika und Vorderasien bis nach Zentralasien und Indien. Durch die Verwendung unterschiedlicher Materialien (Wolle, Seide und Baumwolle), Farben und Muster haben sich in den jeweiligen Gebieten besondere Teppichtypen entwickelt, bekannte Beispiele sind der Perserteppich und der türkische Teppich. Die Größen und Verwendungen sind vielfältig: Bodenteppiche, die einen ganzen Raum ausfüllen können, und islamische Gebetsteppiche (sajjadah), ferner Orientteppiche als Kissen, Trage- und Satteltaschen, Schmuckdecken für Tiere oder Schmuckbänder für Zelte. Geknüpfte jüdische Toraschreinhüllen (Parochet)[1] und christliche Orientteppiche mit sakralen Motiven sind bekannt.[1][2]

Es ist nicht geklärt, ob das Teppichknüpfen zuerst in festen Siedlungen oder von Nomaden, die einen Schutz vor Bodenkälte brauchten, entwickelt wurde. Mit nomadischen Wanderbewegungen könnte sich die Technik der Teppichherstellung weiterverbreitet haben. Als Ursprungsregion wird oft Zentralasien angenommen; nach einer Hypothese von Volkmar Gantzhorn entstand der Orientteppich im Armenischen Hochland.[3] Die kulturelle Auseinandersetzung mit dem Oströmischen Reich, die islamische Expansion, Invasionen fremder Völker wie der Mongolen sowie Kriege zwischen dem Osmanischen Reich und dem Perserreich haben das Kunsthandwerk des Teppichknüpfens in den Kerngebieten des „Teppichgürtels“ tiefgreifend beeinflusst. Mit dem Aufkommen des Islam entwickelte sich der Knüpfteppich unter dem Einfluss der islamischen Kunst zu dem Textil, das unter dem Namen „Orientteppich“ oder „islamischer Teppich“ bekannt ist.[4]

Die Kunst des Teppichknüpfens gehört zu den ältesten kulturellen Leistungen der Menschheit. Die „traditionelle Kunst des Teppichknüpfens“ in Fars, Kaschan und Aserbaidschan wurde 2010 in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO aufgenommen.[5] Bis heute werden Orientteppiche meist in traditioneller Handarbeit hergestellt.

Teppich aus der Safawiden-Zeit, Täbriz, 17. Jahrhundert (Ausschnitt)
  1. a b Walter B. Denny: How to Read Islamic carpets. Yale University Press, New Haven und London 2014, ISBN 978-1-58839-540-5, S. 10 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Volkmar Gantzhorn: Orientalische Teppiche. Benedikt Taschen, Köln 1998, ISBN 3-8228-0397-9, S. 69–80.
  3. Volkmar Gantzhorn: Orientalische Teppiche. Benedikt Taschen, Köln 1998, ISBN 3-8228-0397-9, S. 73.
  4. Belkıs Balpınar, Udo Hirsch: Carpets of the Vakiflar Museum Istanbul = Teppiche des Vakiflar-Museums Istanbul. U. Hülsey, Wesel 1988, ISBN 3-923185-04-9, S. 14.; Walter B. Denny: How to Read Islamic carpets. Yale University Press, New Haven und London 2014, ISBN 978-1-58839-540-5.
  5. UNESCO Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit. Abgerufen am 9. August 2015.; UNESCO Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit. Abgerufen am 9. August 2015.; UNESCO Representative List of the Intangible Cultural Heritage of Humanity. Abgerufen am 9. August 2015. Vorlage:Cite web: Der Parameter language wurde bei wahrscheinlich fremdsprachiger Quelle nicht angegeben.

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