Triller

Ein Triller (aus italienisch (lautmalerisch) trillo), französisch tremblement[1] (englisch trill), abgekürzt oft tr, ist eine Verzierung in der Musik: Über die Dauer der Hauptnote hinweg werden in schnellem Wechsel der notierte Hauptton und der darüber liegende Nebenton (Halbtonschritt oder Ganztonschritt) gespielt.

Notation Ausführung bis zur Klassik Ausführung in der Romantik

Hörbeispiel

Hörbeispiel

Bis zur Klassik beginnt der Triller normalerweise mit der oberen Nebennote, die aber nicht notiert werden musste. Es gab jedoch auch schon im 16.–18. Jahrhundert Triller, die mit der Hauptnote begannen, vor allem in der italienischen Musik.[2] Ein kurzer Triller, bei dem die obere Nebennote nur ein- oder zweimal angeschlagen wird, heißt Pralltriller oder Praller. In der französischen Musik gab es einen Triller, bei dem die obere Nebennote verlängert wird (tremblement appuyé), und einen übergebundenen Triller (tremblement lié), der mit einem Legatobogen an die vorhergehende obere Nebennote angebunden wird, um zu zeigen, dass diese nicht nochmal angeschlagen wird.[3] In der Musikpraxis werden kurze Triller oft vor der Zählzeit (beginnend mit der oberen Nebennote) ausgeführt. Als Abschluss einer melodischen Phrase in einer Kadenz bekommt der Triller normalerweise einen Nachschlag, das bedeutet, dass am Ende des Trillers als vorletzter Ton die untere Nebennote und als letzter Ton die Hauptnote erklingt.[4] Johann Joachim Quantz fordert generell einen Nachschlag; andere Autoren, etwa Leopold Mozart und Carl Philipp Emanuel Bach, nennen auch weitere Möglichkeiten, den Triller zu beenden. Außerdem gab es vor allem im Barock, aber auch später noch, Triller, die mit der unteren Nebennote beginnen[5] oder mit einem Doppelschlag von oben oder von unten.[6]

Die Notation und Spielweise der Triller nach Beginn des 19. Jahrhunderts
Triller mit erniedrigter bzw. erhöhter oberer Nebennote

Im 19. Jahrhundert setzte sich der Triller mit beginnender Hauptnote durch (linke Abbildung;[7] Notation oft auch ohne die Erweiterungslinie ). Wollte man in der Romantik einen Triller mit dem Nebenton beginnen, musste man in der Regel einen kurzen Vorschlag hinzufügen. Der Übergang von der einen zur anderen Konvention scheint sich allerdings langsamer vollzogen zu haben, als oftmals angenommen. Noch im Jahr 1815 verlangt Johann Baptist Cramer, den Triller mit der oberen Nebennote zu beginnen: „Das Trillo fängt auf der höhern Note an und endet mit der Hauptnote, weil am Ende gewöhnlich ein Nachschlag folgt.“[8] Erst die großen Instrumentalschulen aus der Zeit nach Beethoven (Johann Nepomuk Hummel (1828), Louis Spohr (1832) u. a.) nennen nur noch die Möglichkeit, den Triller mit der Hauptnote zu beginnen.

Eine chromatische Veränderung notiert man über dem Trillerzeichen mit dem Veränderungszeichen ♯ oder ♭. Sonst an der Vorschlagsnote (besonders in der Orchesterliteratur finden sich auch die vorgegebenen Töne als kleine, eingeklammerte Notenköpfe neben der Hauptnote oder aber genaue Anweisungen wie „Ganzton“ bzw. „Halbton“). Rechts im Bild sieht man die Notation dieser modifizierten Triller und deren Spielweise, obwohl jene je nach Tonart von diesem Beispiel abweichen kann.

  1. Vgl. auch Josef Zuth: Handbuch der Laute und Gitarre. Verlag der Zeitschrift für die Gitarre (Anton Goll), Wien 1926 (1928), S. 275, Tremblement: in der Regel der Vorhalt (Abriss) von der Obersekunde. Bei Mersenne auch Vorschlag von unten, zwei- bis dreimalige Wiederholung des Tremblement, Bebung und Triller von der kleinen Untersekunde.
  2. Johann Agricola: Anleitung zur Singkunst (Übersetzung von Tosis Opinioni de cantori antichi e moderni…, 1723), Reprint der Ausgabe 1757, hrsg. v. Thomas Seedorf. Bärenreiter, Kassel et al. 2002, S. 106–107 (Anmerkung von Agricola).
  3. Siehe z. B. François Couperins Verzierungstabelle in: François Couperin: Pièces de Clavecin. 4 Bände, hrsg. von Jos. Gát. Schott, Mainz et al. 1970–1971.
  4. https://musikwissenschaften.de/lexikon/n/nachschlag/, abgerufen am 11. Juli 2024.
  5. Schon bei Correa de Arauxo (Facultad Organica, 1626) – da heißt er „redoble“ –, dann bei d’Anglebert (Pièces de clavecin, 1689) – da heißt er „cadence“ –, und auch in Johann Sebastian Bachs bekannter Verzierungstabelle.
  6. Auch dieser Triller hieß bei d’Anglebert (Pièces de clavecin, 1689) „cadence“; es gibt ihn auch in Johann Sebastian Bachs bekannter Verzierungstabelle aus Wilhelm Friedemanns „Klavierbüchlein“ (1720), er nennt ihn „Doppelt-Cadenze“. Der Triller mit Doppelschlag von unten entspricht außerdem Correa de Arauxos redoble (Facultad Organica, 1626, S. 54).
  7. Erste Belege finden sich in: Bernard Viguerie: L’art de toucher le piano-forte (Paris, ca. 1796), S. 29; und bei: Johann Nepomuk Hummel: Anweisung zum Pianofortespiele. Wien 1828 / 2. Aufl. Wien 1838, S. 394, §. 3 ff.
  8. Johann Baptist Cramer: Anweisung, das Piano-Forte zu spielen, S. 29

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