Portal Geschichte | Portal Biografien | Aktuelle Ereignisse | Jahreskalender | Tagesartikel
◄ |
20. Jh. |
21. Jahrhundert
◄ |
1980er |
1990er |
2000er |
2010er
| 2020er | 2030er | 2040er
2010 |
2011 |
2012 |
2013 |
2014 |
2015 |
2016 |
2017 |
2018 |
2019
2010er | |
---|---|
Montage wichtiger Ereignisse der 2010er (zeilenweise von links nach rechts): US-Präsident Barack Obama mit seinem Stab während der Operation zur Tötung Osama bin Ladens 2011; Feierlichkeiten in Kairo nach dem Rücktritt Husni Mubaraks 2011 im Rahmen des Arabischen Frühlings; Flagge des Islamischen Staats, der 2013 bis 2017 große Gebiete im Irak und Syrien kontrollierte; Bootsflüchtlinge im Mittelmeer während der Flüchtlingskrise 2015; Die Internetnutzung über Smartphones verbreitet sich rasant; Das Higgs-Boson wird 2012 vom CERN experimentell nachgewiesen. |
Die 2010er-Jahre umfassen die Jahre von 2010 bis 2019.
Der Beginn des Jahrzehnts liegt im Schein der verschärften Staatsschuldenkrise im Euroraum. Länder wie Griechenland, Spanien oder Italien haben mit schwerwiegenden Haushaltsdefiziten und daraus folgender hoher Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Mithilfe von sogenannten Rettungsschirmen sollen diese Mitgliedsländer vor der Zahlungsunfähigkeit bewahrt werden. Aus diesem Grund beschließen die Staats- und Regierungschefs der gemeinsamen Währungszone im Dezember 2011 den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM), der den betroffenen Staaten Notkredite und Bürgschaften zusichern soll.
Der Tod des Gemüsehändlers Mohamed Bouazizi, der durch eine Selbstverbrennung seinen Protest gegen die demütigende Praxis der Regierung zum Ausdruck bringen wollte, entfacht am 17. Dezember 2010 wochenlange Massenunruhen in Tunesien, infolge derer der Präsident Zine el-Abidine Ben Ali entmachtet und zur Flucht gezwungen wird. In den anschließenden Monaten breiten sich die Aufstände in weiten Regionen Nordafrikas sowie Vorderasiens aus, was auch als Arabischer Frühling bezeichnet wird. So kommt es auch in Ägypten, Libyen und im Jemen zu Umstürzen bzw. Rücktritten der dortigen Staatsoberhäupter, während die Unruhen in Syrien in einen bis heute andauernden Bürgerkrieg münden.
Vor diesem Hintergrund und nicht zuletzt hinsichtlich der wachsenden Bedrohungslage durch den Islamischen Staat machen sich immer mehr Menschen auf den Weg über das Mittelmeer nach Europa, was zur Mitte des Jahrzehnts zu einer europaweiten Flüchtlingskrise und damit einhergehend in vielen EU-Mitgliedstaaten zu einer Erstarkung rechtspopulistischer sowie -extremistischer Parteien und gesellschaftspolitischen Spannungen führt. Auch in anderen Teilen der Welt kommt es zu einem Erstarken des Rechtspopulismus, was sich insbesondere in der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten und der Wahl von Jair Bolsonaro zum Präsidenten von Brasilien ausdrückt.
Weitere Entwicklungen, die dieses Jahrzehnt die Weltpolitik beschäftigen, sind der anhaltende Korea-Konflikt, die massive Wirtschaftskrise in Venezuela, der Krieg in der Ukraine seit 2014, der Atomstreit mit dem Iran, die neuerlich angespannten Beziehungen zwischen Russland und den Vereinigten Staaten, der Brexit und der weltwirtschaftliche Aufstieg der Volksrepublik China mit chinesischem Infrastrukturausbau der Neuen Seidenstraße.
In westeuropäischen Städten kommt es in der zweiten Hälfte vermehrt zu islamistisch motivierten Terroranschlägen, von denen Frankreich, Großbritannien, Belgien, Spanien, Dänemark, Schweden, Finnland, die Niederlande und Deutschland betroffen sind. In anderen Teilen der Welt fällt die Gefahr durch islamistischen Terrorismus jedoch weiterhin höher aus, so beherrscht der Islamische Staat ab 2014 weite Teile Syriens und des Irak, im Norden Nigerias verübt Boko Haram zahlreiche brutale Terrorakte, in Somalia Al-Shaabab, in Afghanistan die Taliban. Andererseits erschüttern auch rechtsextrem und islamophob motivierte Anschläge die westliche Welt, wie etwa 2011 in Norwegen, 2016 in München oder 2019 in Christchurch, Neuseeland.
In den Gesellschaften vieler Länder wird im Laufe des Jahrzehnts der Gebrauch von Smartphones und Tablets in allen sozialen Schichten und Altersstufen üblich und erübrigt zunehmend die Notwendigkeit stationärer Computer. Der Einfluss der neuen Medien, insbesondere der sozialen Netzwerke wie Facebook oder Twitter, hat zu einer Veränderung der politischen Meinungsbildung geführt. Anbieter von Streaming-Diensten traten in den TV-Markt ein und wurden durch ihr alternatives Konsummodell, das sich durch jederzeitiges Abrufen (Stream) von digitalen Medien gegenüber dem klassischen Fernsehen und seinen Sendern auszeichnet, zu Konkurrenten derselben.[1][2]
Die letzten beiden Jahre des Jahrzehnts waren in weiten Teilen Europas durch Supersommer mit extremer Hitze und Dürre geprägt, was zum Aufkommen der Gruppierung „Fridays for Future“ führte, welche jeden Freitag zum Fernbleiben des Schulunterrichts aufrief, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren.
Das Jahrzehnt gilt bis dato als heißestes Jahrzehnt der Aufzeichnungen und war laut Weltorganisation für Meteorologie (WMO) von „außerordentlicher Hitze, Gletscherschmelze und einem weltweiten Anstieg des Meeresspiegels“ geprägt.[3][4] Die Klimawissenschaftlerin Kate Marvel fasste zum Jahreswechsel 2019/2020 die Situation wie folgt zusammen: „Dies ist das Jahrzehnt, in dem wir wussten, dass wir Recht hatten. Es begann mit dem wärmsten Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen; mindestens fünf Mal wurde dieser Rekord danach gebrochen. Kohlendioxid in der Atmosphäre erreichte ein noch nie dagewesenes Niveau seit Menschen Hominine waren. Es gab Dürren und Überschwemmungen und brutale Hitzewellen. Korallenriffe wurden weiß und gaben auf. Australien ist der Dürre unterworfen. Der Amazonas brennt.“[5]
In den letzten Wochen des Jahrzehnts traten weltweit, aber gehäuft in China, die ersten Fälle der Krankheit COVID-19 auf, jedoch ohne größere Beachtung außerhalb von China zu finden.