Der Aachener Dom, auch Hoher Dom zu Aachen, Aachener Münster oder Aachener Marienkirche, ist die Bischofskirche des Bistums Aachen und das bedeutendste Wahrzeichen der Stadt Aachen. Der Dom besteht aus mehreren Teilbauten, deren jeweilige Entstehungszeiten die Epoche des Frühmittelalters bis hin zur späten Neuzeit umfassen. Das karolingischeOktogon, ehemals die Pfalzkapelle[1] der Aachener Königspfalz, ist das bedeutendste architektonische Beispiel für die karolingische Renaissance. Karl der Große ließ den Zentralbau und den Westbau gegen Ende des achten Jahrhunderts als Kern seiner Pfalzanlage errichten. Die Grundsteinlegung erfolgte um 795, die Fertigstellung um 803.[2][3] Die Kirchweihe wird für den 17. Juli 802 angenommen (nicht gesichert). Die Reliquienankunft fand in den beiden Jahren vorher statt. Die postulierte Weihe 805 durch Papst Leo III. entstammt einer Legende aus dem 14. Jahrhundert. Heute noch wird die Kirchweihe am 17. Juli, jedoch seit 1803 das Patronatsfest des Domes am 15. August zu Mariä Himmelfahrt gefeiert.[4] Die karolingische Pfalzkirche ist umgeben von mehreren Anbauten aus späterer Zeit, darunter die gotische Chorhalle im Osten und der vielgestaltige Kapellenkranz.
Der über 1200-jährige Aachener Dom ist ein heterogen aufgebautes, durch viele Stilepochen beeinflusstes Bauwerk, das durch zahlreiche Überformungen, Niederlegungen und Anbauten gekennzeichnet ist. Die Funktion des Kirchenbaus veränderte sich im Laufe der Geschichte von der einst karolingischen Pfalzkapelle, über die Münsterkirche des Marienstiftes, zum Bischofsdom der Gegenwart. Als Mausoleum Karls des Großen war die Stiftskirche von 936 bis 1531 Krönungsortrömisch-deutscher Könige. Seit dem 14. Jahrhundert entwickelte sich Aachen zu einem bedeutenden Wallfahrtsort mit der alle sieben Jahre stattfindenden Heiligtumsfahrt. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Aachener Dom – wenn auch nur kurzfristig – Kathedrale, eine Funktion, die die Kirche seit 1930 wieder dauerhaft erfüllt.[5]
↑Die Funktion der Kirche als Pfalzkapelle wird gelegentlich in Frage gestellt, vgl. Clemens M. M. Bayer: Zum Problem der Pfalzkapelle. In: Schriftenreihe des Karlsverein-Dombauvereins. Band 13 (2011): Dombaumeistertagung in Aachen 2009. S. 45: „Die Forschung ging lange davon aus, dass mit dem Wort „Kapelle“ (capella) in der Zeit um 800 die privaten Oratorien des Herrschers bezeichnet worden seien. […] Eine Pfalzkapelle hingegen ist die Aachener Marienkirche nicht gewesen. Zwar wird sie in den Quellen durchaus capella genannt, aber damit ist etwas völlig anderes gemeint, als wir heute unter Kapelle verstehen: Mit dem Wort capella bezeichnen diese Texte eine nichtbischöfliche Eigenkirche, an der Seelsorge ausgeübt wird. In den Quellen des 9. Jahrhunderts wird St. Marien (ähnlich wie andere Kirchen) mit einer ganzen Reihe verschiedener Ausdrücke belegt: Sie heißt etwa Kirche (ecclesia), Basilika (basilica), Tempel (templum), Gebetshaus (oratorium), Münster (monasterium) oder eben auch Kapelle (capella) – aber niemals Pfalzkapelle (capella palatii).“ Harald Müller fasst in Harald Müller, Judith Ley, Frank Pohle und Andreas Schaub: Pfalz und vicus Aachen in karolingischer Zeit – Kapitel 7.7. Funktionen der Marienkirche nach Schriftquellen. In: Thomas R. Kraus (Hrsg.): Aachen von den Anfängen bis zur Gegenwart. Band 2: Karolinger – Ottonen – Salier. 765–1137 (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs Aachen. Band 14) (= Beihefte der Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins. Band 8). Aachen 2013, ISBN 978-3-87519-252-0, S. 193–209 die Funktionen der Marienkirche in karolingischer Zeit zusammen: „Unstrittig scheint die Disposition als eigenständige wohl auch als von Karl gegründete Stiftskirche. Ebenso unstrittig ist ihre Rolle als Pfarrkirche für die Grundherrschaft und den Fiskus Aachen. […] Will man insgesamt von einer dreifachen Funktion des Gotteshauses ausgehen – Pfarrkirche, Stiftskirche, Herrscheroratorium – so ist die letzte Aufgabe die am wenigsten zwingende und am wenigsten dauerhafte.“
↑Burghart Schmidt, Ulrike Heckner u. a.: Die Hölzer aus dem karolingischen Oktogon der Aachener Pfalzkapelle – Möglichkeiten einer dendrochronologischen Datierung. In: Jahrbuch der Rheinischen Denkmalpflege. 40/41 (2009), S. 220–235; Ulrike Heckner: Die Bauzeit der Aachener Pfalzkapelle. In: Die Denkmalpflege. 67 (2009), S. 195–196.
↑Ulrike Heckner: Der Tempel Salomos in Aachen – Neues zur Baugeschichte der Marienkirche. In: Frank Pohle (Hrsg.): Karl der Große. Orte der Macht. Sandstein-Verlag, Dresden 2014, ISBN 978-3-95498-113-7, S.356.
↑Georg Minkenberg: Der Dom zu Aachen. 2. Auflage. Schnell & Steiner GmbH, Regensburg 2014, ISBN 978-3-7954-6891-0, S.4,6.
↑Georg Minkenberg: Der Dom zu Aachen. 2. Auflage. Schnell & Steiner GmbH, Regensburg 2014, ISBN 978-3-7954-6891-0, S.6,8.