Adstringens

Ein Adstringens (von lateinisch adstringere „anziehen, zusammenziehen, festschnüren“; Plural: Adstringentien oder Adstringenzien, Betonung auf der dritten Silbe), auch als Styptikum (von griechisch-lateinisch stypticus, auch stipticus, „zusammenziehend, verstopfend, adstringierend“[1]) bezeichnet, ist ein Mittel, das beim Auftreffen auf Haut oder Schleimhaut durch Eiweißfällung austrocknend, blutstillend und entzündungshemmend wirkt und zur Verdichtung des kolloiden Gefüges führt.

Adstringentien werden arzneilich verwendet, um Blutungen aus kleinen Blutgefäßen zu stillen (Alaunstift) oder in der Behandlung von entzündlichen, nässenden und juckenden Hauterkrankungen. In der Kosmetik werden Adstringentien zur Herstellung von schweißhemmenden Deodorantien benutzt. Auch zur Behandlung von übermäßigem Speichelfluss werden Adstringentien (insbesondere Tannine) eingesetzt.

Beispiele für adstringierende Stoffe sind etwa Silbernitrat, Alaune, Toluol- und Phenolsulfonsäurepolykondensate (Policresulen) oder Extrakte der Roten Johannisbeere[2], des Salbeis sowie die Tannine, z. B. in Rotwein oder Grüntee. Die Tannine stellen die adstringierend wirksamen Bestandteile natürlicher Gerbstoffe dar.

In der Weinsprache bezeichnet die Adstringenz die Fähigkeit eines Weines, in der Mundhöhle und im Rachen einen trigeminalen Reiz auszulösen, der ein „raues“ bzw. „pelziges“ Mundgefühl verursacht.[3][4] Möglicherweise besteht eine umgekehrte Wirkung im Mundgefühl nach Einnahme von Adstringentien oder Lipiden.[5]

  1. Vgl. etwa Ludwig August Kraus: Kritisch-etymologisches medicinisches Lexikon. 3. Auflage. Verlag der Deuerlich- und Dieterichschen Buchhandlung, Göttingen 1844, S. 1002.
  2. B. Schwarz, T. Hofmann: Sensory-guided decomposition of red currant juice (Ribes rubrum) and structure determination of key astringent compounds. In: Journal of agricultural and food chemistry. Band 55, Nummer 4, Februar 2007, S. 1394–1404, doi:10.1021/jf0629078. PMID 17261016.
  3. S. Guest, G. Essick, M. Young, N. Phillips, F. McGlone: The effect of oral drying and astringent liquids on the perception of mouth wetness. In: Physiology & behavior. Band 93, Nummer 4–5, März 2008, S. 889–896, doi:10.1016/j.physbeh.2007.12.006. PMID 18207205.
  4. J. C. Hufnagel, T. Hofmann: Orosensory-directed identification of astringent mouthfeel and bitter-tasting compounds in red wine. In: Journal of agricultural and food chemistry. Band 56, Nummer 4, Februar 2008, S. 1376–1386, doi:10.1021/jf073031n. PMID 18193832.
  5. C. P. des Gachons, E. Mura, C. Speziale, C. J. Favreau, G. F. Dubreuil, P. A. Breslin: Opponency of astringent and fat sensations. In: Current biology : CB. Band 22, Nummer 19, Oktober 2012, S. R829–R830, doi:10.1016/j.cub.2012.08.017. PMID 23058798.

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