Afrikanische Literatur

Die afrikanische Literatur umfasst Literaturen in verschiedenen Sprachen – europäischen und afrikanischen – mit verschiedenen Stilen und Themen sowie historischen Hintergründen. Themen, die in vielen Literaturen Subsahara-Afrikas ebenso wie in den Werken maghrebinischer Autoren immer wieder auftauchen, sind die Kolonialgeschichte und Kolonialkriege, die Enttäuschungen der nachkolonialen Zeit aufgrund der Gewaltherrschaft und Korruption der Eliten und des daraus folgenden Zerfalls der Gesellschaft sowie die Wirkungen der Globalisierung und des Exils. Vorbilder und Stoffe sucht sich die afrikanische Literatur auch in der vorkolonialen Geschichte und in der mündlichen Tradition. Mit deren Studium beschäftigt sich die Afrikanistik.

Abgesehen von den genannten Schlüsselthemen ist afrikanische Literatur ein heterogenes Feld unterschiedlichster literarischer Praktiken, das nicht klar umrissen werden kann und dessen Akteure oft nicht (mehr) in Afrika leben. Wichtig erscheint jedoch die Tatsache, dass sich die ersten Schriftsteller aus den europäischen Kolonien in Afrika selbst als afrikanische Schriftsteller bezeichneten und sich die Aufgabe stellten, in einer kolonialen Sprache für die afrikanische Gemeinschaft zu sprechen, auch wenn ihre Arbeiten starke lokale Bezüge enthielten. Dieses ist das „Grunddilemma einer afrikanischen Literatur in europäischer Sprache“: Die afrikanische Realität wird in einer Sprache dargestellt, die nur von einer kleinen gebildeten Elite im Alltag verwendet wird, während die lebensweltliche Kommunikation von afrikanischen Sprachen dominiert wird, in der auch die reichhaltigen oralen Traditionen überliefert werden.[1] Oft flossen nur sprachliche Ornamente aus afrikanischen Sprachen und rhetorische Figuren aus der oralen Tradition in die englisch- und französischsprachigen Texte ein. Heute sind jedoch ephemere, oralen Formen nahestehende Literaturtypen wie flash fiction oder street literature weit verbreitet.[2]

So gesehen ist afrikanische Literatur in europäischen Sprachen von Anfang an eine hybride und zugleich eine panafrikanische Literatur, was vor allem für die subsaharischen französischen Kolonien und ihre Nachfolgestaaten zutrifft. Zwar wurde 1989 die Pan African Writers’ Association gegründet, die eher auf den Austausch als auf eine gemeinsame Programmatik zielt und ihren Sitz in Ghana hat, doch beteiligen sich meist englischsprachige Autoren an ihren Aktivitäten. Heute weisen viele Autoren die kollektive Interpellation „African Writers“ häufiger zurück, nicht zuletzt wegen ihrer individuellen Migrationsgeschichte.[3]

  1. Riesz 1996, S. 1035.
  2. Ashleigh May Harris, Nicklas Hållén: African Street Literature: A Method for an Emergent Form Beyond World Literature. In: Research in African Literatures, Vol. 51, 2020, Issue 2, S. 1–16. DOI:10.2979/reseafrilite.51.2.01.
  3. Mohammad Shabangu: Refusing interpellation: A double bind of African migrant writing. In: Safundi.The Journal of South African and American Studies. 19 (2018) 3, S. 338–356, DOI:10.1080/17533171.2018.1471791.

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