Agropastoralismus

Agropastoralisten mit ihren Rindern im Süd-Sudan
Austritt eines Qanat- oder Foggara-Bewässerungssystems
Die ostafrikanischen Massai sind seit Jahrhunderten Viehzüchter und Feldbauern

Agropastoralismus (aus lat. ager = Acker und pastor = Hirte, Hüter) bezeichnet subsistenzorientierte, traditionelle Wirtschaftsformen, bei denen Feldbau und Pastoralismus (Viehhaltung auf Naturweiden) miteinander kombiniert werden und beide Teilbereiche einen wichtigen Beitrag zum Lebensunterhalt leisten.

Die Lebensweise agropastoraler Gruppen ist je nach den Gegebenheiten sesshaft, halbsesshaft oder halbnomadisch. Findet der Weidewechsel zwischen Ebene und Gebirge statt, spricht man in Bezug auf die Viehhaltung von „Transhumanz“ (Wanderweidewirtschaft).[1] Der Getreideanbau erfordert in jedem Fall einen festen Wohnsitz (zumindest für einige Jahre), während die Viehhaltung in manchen Jahren oder in Trockenräumen einen Wechsel des Weidelandes verlangt. Agropastoralisten nutzen daher feste Wohnsitze und zum Teil verschiedene mobile Behausungen.

Mit Abstand am häufigsten ist Agropastoralismus in tropischen Offenlandschaften mit mehr als 400 mm bis über 600 mm Jahresniederschlag, in denen eine weitgehend stationäre Beweidung möglich ist. In subtropischen und trocken-mediterranen Gebirgsregionen mit Niederschlägen zwischen über 300 bis maximal 400 mm ist ein transhumanter Weidewechsel erforderlich. In noch niederschlagsärmeren Gebieten – die sehr weite Viehwanderungen notwendig machen – ist eine agropastorale Subsistenzstrategie nur dann möglich, wenn der Feldbau in einer Oase oder mit Hilfe dauerhafter Bewässerung stattfinden kann.[2][3] Insgesamt leben zwischen 160 und 460 Mio. Menschen von überlieferten Formen sesshafter oder halbsesshafter Tier- und Pflanzenproduktion.[A 1] Da diese Wirtschaftsweisen je nach Erhebung mal dem Bodenbau und mal dem Pastoralismus zugerechnet werden, ist eine genauere Zahl nicht ermittelbar.

Reiner Pastoralismus setzt eine Produktion voraus, die den Eigenbedarf übersteigt, um Pflanzenprodukte dafür eintauschen oder kaufen zu können. Agropastoralisten können hingegen Selbstversorger sein und haben daher meist kleinere Herden.[4] In der Regel bieten sie nicht mehr als 10 % ihrer Produkte auf lokalen Märkten an.[3]

Während der europäische Agropastoralismus im Zuge der Gemeinheitsteilung während des 19. Jahrhunderts stark abgenommen hat, ist er in Asien und insbesondere in Afrika weit verbreitet und gilt in vielen Gegenden als ökologisch nachhaltige Art der Landnutzung.

  1. Anne Hegge: Agropastoralismus – Phänomen und Beschreibung afrikanischer Beispiele. Hausarbeit zur Vorlesung Agrargeographie mit besonderer Berücksichtigung Nordafrikas, Lehrstuhl für Stadtgeographie und Geographie des ländlichen Raumes, Universität Bayreuth, 2003. S. 1–22
  2. Schultz, J. (2008): Die Ökozonen der Erde. Stuttgart: Ulmer. ISBN 978-3-8252-1514-9, S. 280–281
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  4. Per Brandström, Jan Hultin, Jan Lindström: Aspects of Agro-Pastoralism in Eastern Africa, Uppsala 1979, S. 10–18


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