Das traditionelle Verbreitungsgebiet westoberdeutscher (=alemannischer) Dialektmerkmale im 19. und 20. Jahrhundert
Als alemannische Dialekte im weiteren Sinne, alemannisch-schwäbische Dialekte, alemannisch-schwäbische Mundarten, Alemannisch-Schwäbisch, westoberdeutsche Dialekte oder Westoberdeutsch werden in der germanistischenLinguistik aufgrund gemeinsamer Sprachmerkmale diverse im Südwesten des deutschen Sprachraums gesprochene Dialekte bezeichnet. Zusammen mit anderen Dialektgruppen zählen sie zum Oberdeutschen und somit auch zum Hochdeutschen.
Die Bezeichnung „alemannisch“ greift den Volksnamen der Alemannen auf, jedoch können die alemannischen Dialekte keinesfalls mit deren Sprach- oder Dialektformen gleichgesetzt werden[3] (siehe Kapitel Dialekt- und Sprachgeschichte). Die Bezeichnung der Dialektgruppe als „westoberdeutsch“ ist aus diesem Grund sinnvoller, aber wie bei den Mundartbezeichnungen im übrigen deutschen Sprachraum haben sich auch hier die an die historischen Volksstämme angelehnten Termini durchgesetzt (siehe Kapitel Gliederung). Volkstümlich geworden ist der Begriff „alemannisch“ allerdings nur in Südbaden; in der Schweiz etwa tritt er ganz hinter den Begriff „Schweizerdeutsch“, im Elsass hinter „Elsässisch“ zurück.
Im 19. Jahrhundert konkurrierten die Schreibungen „alemannisch“ und „allemannisch“ – erstere wohl mit Bezugnahme auf die lateinische Überlieferung („Alamanni“, „Alemanni“), letzteres etymologisierend („alle Männer/Menschen“). Seit Karl WeinholdsAlemannischer Grammatik von 1863[4] hat sich in der Wissenschaft und schließlich allgemeinsprachlich die Variante mit einem L durchgesetzt.[5]
↑Henri Toussaint: Le protestantisme dans le pays de Phalsbourg de 1802 à nos jours. In: Les Cahiers Lorrains. Nr.1-2. Société d'histoire et d'archéologie de la Lorraine, Phalsbourg 1986, S.107 (französisch, irevues.inist.fr [PDF]): « Le dialecte de Phalsbourg est l'alémanique: celui que l'on parle à Danne-et-Quatre-Vents, à Lutzelbourg et dans la région de Dabo […] »
↑Philippe Mouraux: La Lorraine allemande (Moselle germanophone). État des lieux. In: Les langues de France et la ratification de la charte européenne des langues régionales ou minoritaires. Association Initiative citoyenne alsacienne pour plus de démocratie, Huttenheim 2013, ISBN 978-1-291-57674-0, S.172–173 (französisch, 259 S., eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche): « […] les parlers alémaniques en usage dans une partie du canton de Phalsbourg […] »
↑Karl Weinhold: Alemannische Grammatik. Berlin 1863; Neudruck Amsterdam 1967.
↑Vgl. etwa mit zwei L Johann Peter HebelsAllemannische Gedichte (1803, 1804), Ignaz Felners Neue allemannische Gedichte (1803), L. F. Dorns u. a. Allemannia. Gedichte in allemannischer Mundart (1843), Alfred Walchners Muse-Spenden in hochdeutscher und allemannischer Sprache (1848; 2. Aufl.), Grimms Deutsches Wörterbuch (1. Band 1854), Johannes MeyersDeutsches Sprachbuch für höhere allemannische Volksschulen (1866) oder Gustav Adolf SeilersGottwilche! Allemannische Klänge aus Stadt und Landschaft Basel (1879). Frühe Belege für Schreibung mit einem L sind etwa Johann Alois MinnichsHebel-Feier in Basel, 1860. Gedichte in alemannischer Mundart (1860), Karl WeinholdsAlemannische Grammatik (1863), Anton BirlingersAlemannisches Büchlein von guter Speise (1865), desselben Die alemannische Sprache rechts des Rheins seit dem 13. Jahrhundert (1868), August CorrodisAlemannisches Kindertheater (1874/5), H. Herzogs Alemannisches Kinderbuch (1885) oder Andreas HeuslersDer alemannische Consonantismus in der Mundart von Baselstadt (1888).