Analogie als sprachwissenschaftlicher Begriff ist die Angleichung einer (vor allem lautlichen) Form an eine oder mehrere bereits vorhandene Form(en). Sie steht als kognitive Operation (und somit als Sprecherstrategie) den Sprechern stets zur Verfügung und spielt eine besondere Rolle im grammatischen Wandel und im Spracherwerb. Sie wurde von den Junggrammatikern als Gegengewicht zum Prinzip der Ausnahmslosigkeit der Lautgesetze angenommen und ist in dieser Lehre der zweite Hauptfaktor im Sprachwandel.
Die Analogie basiert auf der Assoziation entweder voneinander lautlich entsprechenden Wörtern oder einander grammatisch entsprechenden Wortformen, die dann aneinander angepasst werden. Genauer: Sie besteht in der Anwendung einer Proportion nach folgendem Schema:
Hier sind a1, a2 und b1 gegeben; und b1 ist a1 ähnlich. Aufgrund dieser Ähnlichkeit schließt man, dass die vierte Form b2 sein muss. Es seien z. B. a1 = lebe, a2 = lebte und b1 = webe. Dann ist b2 = webte. Die ursprünglich überlieferte Form wob kommt bei der Anwendung der Proportion nicht vor; sie kann daher langfristig durch die analogisch gebildete Form ersetzt werden. Allerdings können die ursprünglich überlieferte und die neue Form eine Zeit lang konkurrieren. Setzt die Analogie sich durch, kommt es zu einem Ausgleich innerhalb des sprachlichen Systems und damit zu seiner Vereinfachung (Sprachökonomie).