Aphasie

Klassifikation nach ICD-10
F80.1 Expressive Sprachstörung
F80.28 Sonstige rezeptive Sprachstörung
F80.3 Erworbene Aphasie mit Epilepsie [Landau-Kleffner-Syndrom]
G31.0 Umschriebene Hirnatrophie
R47.0 Dysphasie und Aphasie
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Eine Aphasie (altgriechisch ἀφασία aphasía ‚Sprachlosigkeit‘) ist eine erworbene Störung der Sprache aufgrund einer Beschädigung (Läsion) von bestimmten Regionen des Gehirns, die für die Steuerung der Sprache entscheidend sind. Diese „Sprachzentren“ des Gehirns sind asymmetrisch angelegt („lateralisiert“) und befinden sich bei der Mehrzahl der Menschen in der linken Großhirnhälfte, was der französische Chirurg Paul Broca 1861 als Erster nachwies. Aphasien können als Resultat verschiedenartiger Erkrankungen und Schädigungen dieser Gehirnbereiche entstehen, wie beispielsweise: Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma, Gehirnblutung nach Venenthrombose, Aneurysmen, Tumoren, entzündliche Erkrankungen und Intoxikation.

Aphasien verursachen unterschiedlich schwere Beeinträchtigungen der Sprachproduktion, des Verstehens, Schreibens und Lesens, aber auch nichtsprachlicher Hirnfunktionen. Sprachliche und nichtsprachliche Symptome sind in charakteristischer Weise kombiniert, weshalb Aphasie oder aphasische Störungen auch als multimodale Störungen bezeichnet werden.[1]

Sprachstörungen nach Hirnverletzungen wurden bereits in der Antike beschrieben, systematisch untersucht wurden die Zusammenhänge jedoch erst im 19. Jahrhundert. Die Bezeichnung Aphasie wurde 1864 von Armand Trousseau in die Medizin eingeführt. Ursprünglich bezeichnete Aphasie einen kompletten Sprachverlust, während leichtere Beeinträchtigungen mit dem Terminus Dysphasie belegt wurden. Aufgrund praktischer Abgrenzungsprobleme kam es zu einer Bedeutungserweiterung von Aphasie für alle Fälle einer erworbenen Sprachstörung.

Von der Aphasie als Sprachstörung abzugrenzen sind Sprechstörungen wie die Dysarthrie, allerdings können Sprach- und Sprechstörung auch gemeinsam auftreten. Abzugrenzen sind weiterhin sprachliche Planungsstörungen wie die Sprechapraxie. Aphasien werden außerdem von Sprachentwicklungsstörungen unterschieden; Aphasien sind also solche Störungen, die nach abgeschlossenem Spracherwerb auftreten.

  1. Günter Wirth: Sprachstörungen, Sprechstörungen, kindliche Hörstörungen. ISBN 3-7691-1137-0, S. 568 (books.google.de).

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