Der Attische Seebund (auch Delisch-Attischer oder Attisch-Delischer Seebund) war ein Bündnissystem zwischen Athen und zahlreichen Poleis in Kleinasien und auf den vorgelagerten Inseln. Die Originalbezeichnung des Seebunds lautete: „Die Athener und ihre Alliierten“ (altgriechisch οἱ Ἀθηναῖοι καὶ οἱ σύμμαχοι). Er wurde als Folge der Perserkriege geschaffen, die 480 v. Chr. durch den Sieg der verbündeten Griechen unter Führung Athens in der Seeschlacht bei Salamis[1] vorentschieden worden waren.
Die Gründung 478/77 v. Chr. diente dem Ziel, die Perser künftig von der Ägäis mit ihren griechisch besiedelten Inseln und Randzonen fernzuhalten und wichtige Seehandelswege zu schützen. Die Athener hatten dabei in militärischer und organisatorischer Hinsicht von vornherein eine gewisse Führungsrolle, die sie im Zuge ihrer innergesellschaftlichen demokratischen Umgestaltung zu einer erdrückenden Vormachtstellung ausbauten.
Während die persische Bedrohung zur Jahrhundertmitte weitgehend gebannt schien, wurde das von Athen beherrschte Seereich im Laufe des 5. Jahrhunderts v. Chr. zu einer wachsenden Herausforderung für die griechische Landmacht Sparta und für den ihr angeschlossenen Peloponnesischen Bund. Die Rivalität der beiden griechischen Großmächte mündete schließlich in den Peloponnesischen Krieg, der sowohl die härteste Ausprägung der athenischen Herrschaft über die ihr unterworfenen Seebundmitglieder brachte als auch – wegen Athens Niederlage gegen Sparta – die Auflösung des Ersten Attischen Seebunds.
Die Neugründung eines Attischen Seebunds 379/78 v. Chr. lässt erkennen, dass die damit verbundenen Schutzfunktionen gerade bei kleineren Bundesgenossen-Poleis weiterhin geschätzt wurden. Allerdings war Athens Führungsrolle nun auch deutlich zurückgenommen und entsprach seiner insgesamt geschwächten Stellung. Der Aufstieg Makedoniens zur griechischen Großmacht minderte zudem Athens Einfluss in der Ägäis und begünstigte den Abfall von Bundesgenossen. Die Niederlage Athens und seiner Verbündeten in der Schlacht von Chaironeia 338 v. Chr. gegen die Makedonier bedeutete das Ende des Zweiten Attischen Seebunds.