Bandscheibenprothese

Künstliche Bandscheibenprothese im Lumbalbereich
Anatomische Strukturen eines Bewegungssegments der lumbalen Wirbelsäule; Ansicht von vorn-seitlich rechts. Dunkelblau dargestellt sind u. a. die seitlich austrennenden Nervenwurzeln.

Die Bandscheibenprothese, auch voll bewegungserhaltende Bandscheibenvollprothese (englisch Total Disc Arthroplasty (TDA)), ist das operative Einbringen und Verankern eines Bandscheibenersatzimplantats in den Zwischenwirbelraum. Ein Implantat ist ein im Körper eingesetztes künstliches Material, das permanent oder zumindest für einen längeren Zeitraum dort verbleiben und die Funktion der ersetzten körpereigenen Struktur ganz oder teilweise ausüben soll. Es gibt Bandscheibenprothesen für den Bereich der Halswirbel-[1] und Lendenwirbelsäule.[2]

Die Wirbelkörper, Corpus vertebrae sind an den zu benachbarten Wirbeln zeigenden Polen mit jeweils einer Deckplatte versehen. Zwischen diesen Deckplatten sind benachbarte Wirbel mit einer Bandscheibe faserknorplig sowie über zwei Bänder, Ligamentum longitudinale anterius und posterius bindegewebig untereinander verbunden. Über die Wirbelbögen, deren obere und untere Gelenkfortsätze und deren Bandapparat stehen sie zudem in gelenkiger Verbindung. Der Wirbelkörper ist ein stützendes und lasttragendes Formteil des Wirbels, das etwa 80 % der auf einen Wirbel einwirkenden vertikalen Lasten aufnimmt.

Das Implantat für den Zwischenwirbelraum besteht, abhängig vom Hersteller, im Allgemeinen aus zwei plattenförmigen Halterungsstrukturen (obere und untere Kontaktflächen zum Wirbelkörper) und einen dazwischen liegenden Kunststoffkern, zumeist aus Polyethylen, der die Beweglichkeit im Segment ermöglicht (Kugelgelenk-Prinzip mit und ohne Gleitlager oder visko-elastisches Bewegungsverhalten). Die Platten zur Verankerung an die jeweilige Deck- bzw. Bodenplatte der Wirbelkörper sind bei Implantaten für die Lendenwirbelsäule meist aus einer Kobalt-Chrom-Molybdän-Legierung gefertigt, die mit einer Titan-Legierung beschichtet wurden; diese zeichnet sich durch eine hohe Körperverträglichkeit aus. Endplatten bei Bandscheibenprothesen für die Halswirbelsäule bestehen meist vollständig aus Titan bzw. Titanlegierungen (z. B. Ti-6Al-4V). Die obere Kontaktfläche stellt die Verbindung zur Grundplatte des Wirbelkörpers her während die untere Kontaktfläche zur Anlage an die Deckplatte eines unterhalb an das Implantat angrenzenden Wirbelkörpers dient.

Die Indikation stellt sich vor allem dann, wenn eine erhebliche Degeneration des Bandscheibensystems (Nucleus pulposus und Faserring, Anulus fibrosus disci intervertebralis) mit oder ohne entzündlichen Begleitreaktion stattgefunden hat bzw. stattfindet (siehe auch Bandscheibenvorfall). Bei solch einem Befund ist es das Ziel, die degenerierte Bandscheibe komplett zu entfernen unter gleichzeitigem Erhalt der biomechanischen und physiologischen Funktionsfähigkeit. Anstelle des Bandscheibensystems setzt man in das entsprechende Wirbelsegment eine Bandscheibenprothese zwischen die beiden Wirbelkörper ein. Die Bandscheibenprothese (Total Disc Arthroplasty (TDA)) kann dann vollständig die Funktion einer natürlichen Bandscheibe übernehmen. Hierdurch kann es zu einer Reduktion bis zum völligen Verschwinden der ursprünglichen Schmerzsituation kommen.

  1. Raimund Firsching, Boris Jöllenbeck, Rainer Hahne: Zervikale Bandscheibenprothesen. In: Dtsch Arztebl. Band 102, Nr. 31-32, 2005, S. A-2178 / B-1838 / C-1741.
  2. Sascha Gravius, Markus Weißkopf, Jörg Alexander Karl Ohnsorge, Uwe Maus, Fritz Uwe Niethard, Dieter Christian Wirtz: Die lumbale Bandscheibenprothese. Eine narrative Übersicht. In: Dtsch Arztebl. Band 104, Nr. 38, 2007, S. A-2592 / B-2290 / C-2222.

From Wikipedia, the free encyclopedia · View on Wikipedia

Developed by Tubidy