Barockmusik ist eine Epoche in der Geschichte der abendländischen Kunstmusik, die an die Musik der Renaissance anschließt und sich vom Beginn des 17. bis etwa zur Mitte des 18. Jahrhunderts erstreckt. Die zunächst abwertend verwendete Bezeichnung barock („unregelmäßig“) wurde neutralisiert und bedeutet in Abgrenzung zur Hochrenaissance und zum Klassizismus etwa „extravagant, erregt, rhetorisch“.
Typische Merkmale dieser langen und uneinheitlichen Musikepoche sind Affektdarstellung (Zuordnung von musikalischen Darstellungstypen zu bestimmten Gemütsverfassungen), stile concertato (das Miteinander heterogener Klanggruppen) und Generalbass (den Melodiestimmen steht eine Bassstimme gegenüber, die mit Ziffern notiert wird, um die zu greifenden Akkorde anzugeben). Daher wurde auch die Bezeichnung „Generalbasszeitalter“ vorgeschlagen. Die Instrumentalmusik emanzipiert sich im Barock von der Vokalmusik, und hierbei entsteht auch das Orchester im heutigen Sinn.
Den Beginn des Barock in der Musik markiert um 1600 die Erfindung der Monodie (Sologesang oder Solo-Instrumentalstimme mit Begleitung) und die neu entstandene Gattung Oper in Italien mit dem Hauptvertreter Claudio Monteverdi. Der dramatische, affektgeladene Stil wurde von Girolamo Frescobaldi auf die Instrumentalmusik übertragen und in Deutschland von Heinrich Schütz an die Gegebenheiten der deutschen Sprache angepasst.
Nach dieser Frühphase beginnt um etwa 1640 das Hochbarock mit eher lyrischem Charakter und mehr formaler Glätte in Italien mit Francesco Cavalli als Komponist von Opern, Giacomo Carissimi von Oratorien und dann Arcangelo Corelli mit Musik für Streicher. In Frankreich wird nun ein eigenständiger Barockstil mit größerer Bedeutung des Tanzes von Jean-Baptiste Lully etabliert, in dessen Opern im Gegensatz zum italienischen Stil der Ausdrucksgehalt des Gesanges in gezügelten Bahnen verbleibt. In England verbindet Henry Purcell Einflüsse Italiens und Frankreichs mit der lokalen Tradition und den Besonderheiten der Aussprache des Englischen. In Deutschland findet die norddeutsche Orgelschule, die auch für geistliche Vokalmusik wichtig war, mit Dietrich Buxtehude einen herausragenden Vertreter.
Im Spätbarock spielt ab etwa 1690 die Verbindung der im Hochbarock entwickelten Nationalstile eine wesentliche Rolle, in Frankreich bei François Couperin, in Deutschland bei Georg Philipp Telemann und in England bei Georg Friedrich Händel. Das Spannungsverhältnis tonaler Beziehungen wird nun zur Entwicklung von Großformen eingesetzt, etwa in der Ritornellform (mit einem wiederkehrenden Teil, der Ritornell genannt wird) bei Antonio Vivaldi. Ein Stilwandel mit kleingliedriger Melodik und Rücknahme der Polyphonie (Mehrstimmigkeit selbstständiger Stimmen) setzt in den 1720er Jahren zunächst in der italienischen Oper ein, etwa bei Leonardo Vinci und Giovanni Battista Pergolesi. Jean-Philippe Rameau legte die erste Harmonielehre (Lehre über die Aufeinanderfolge von Zusammenklängen mehrerer Töne) vor. Auch der in Spanien wirkende Komponist von Cembalosonaten Domenico Scarlatti wird durch Aufbrechen der barocken Kontinuität zum Vorläufer der Klassik, während gleichzeitig als Gegenpol Johann Sebastian Bachs strukturelle Dichte steht, die ebenfalls für die Komponisten der Klassik vorbildlich wirkte. Bachs Todesjahr 1750 wird gerne als Endpunkt der Epoche herangezogen.
Barockmusik diente in erster Linie der Repräsentation des Adels und der Kirche. Die Musiker waren zunftähnlich organisiert oder arbeiteten in festen Anstellungsverhältnissen. Der Typ des musikalischen Unternehmers wird erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts bemerkbar in einem Musikbetrieb, an dem in zunehmendem Maße das Bürgertum beteiligt ist.