Rainer Lewalter ist am 31. Juli in Berlin nach langer schwerer Krankheit gestorben. Er hinterlässt eine Frau und vier Kinder.
Rainer hat eine ganze Reihe wunderbarer Artikel geschrieben. Er hat gezeigt, was ein Musiker aus einem populären Thema wie The Girl from Ipanema herausholen kann oder aus einem uralten mittelenglischen Kanon wie Sumer is icumen in oder aus einem obskuren Kinderlied wie Drei Chinesen mit dem Kontrabass. Ich traf auf ihn zuerst bei der Arbeit an einem textlich wahrhaft wenig einladenden Stück, dem Horst-Wessel-Lied. Warum zu so etwas einen exzellenten Artikel? „Die leider verbreitete Annahme, gegen die widerliche Ideologie, um die es hier geht, reiche es, die Milch der frommen Denkungsart zu genießen, halte ich für hochgradig gefährlich, weil unaufgeklärt. Ohne solide Information steht jede noch so wohlmeinende Überzeugung auf tönernen Füßen.“ (Rainer in der Exzellenzdiskussion). Aber natürlich sind auch Domenico Dragonetti und Charlie Haden zu entscheidenden Teilen von ihm, als Kontrabassist konnte er einfach nicht stehenlassen, was er damals in unserem Hobbylexikon vorfand. Zuletzt hatte ich mit ihm zu tun, als ich Rat zur Cellotechnik von Alexander Batta suchte. Andere mögen mehr aus seinem Wikipedia-Werk berichten. Denn Rainer war eine Seltenheit in der angeblich so kollaborativen Wikipedia: jemand, mit dem Zusammenarbeit eine Freude ist. Es ist sehr traurig, dass er nicht mehr ist. Mautpreller
Rainer Lewalter war wohl einer der Wikipedianer, die mich (und seine Berliner Blase) am meisten inspiriert und auch beeinflusst haben - durch sein Wirken in der Wikipedia und darüber hinaus. Sein kreativer Stil und sein Ideenreichtum haben der Wikipedia nicht nur wunderbare Artikel wie jenen zum bebop head beschert, sondern er war auch der Kopf hinter dem gemeinsamen Ausbau der Hermannstraße zu einer Zeit als Straßenartikel noch unerwünscht waren, oder der Berliner Speakers Corner, bei der sich regelmässig Wikipedianer zum Einsprechen von gesprochenen Wikipedia-Artikeln in seinem zur Wohnung umgebauten Ladengeschäft auf der Roten Insel trafen. Er war regelmässiger und begeisterter Teilnehmer der KNORKE-Wanderungen durch die verschiedensten Berliner Kieze und er war auch einfach ein cooler Gesprächspartner, wenn es um Diskussionen um die Wikipedia, die Musik oder andere Themen ging. Mit ihm durfte ich aber auch meine erste echte Jazzjam und mein erstes Freejazz-Erlebnis in einer dunklen Jazzkneipe in Friedrichshain zelebrieren und mit ihm spazierte ich auch über den ein oder anderen Berliner Friedhof. Er war es, der mich immer wieder darauf hinwies, dass ihm in den Musikartikeln der Wikipedia die Musik zu kurz komme und er war es, der das Aquarium meiner Familie beim Wegzug aus Berlin adoptierte. Die Gespräche mit Rainer fehlen seitdem, zumal er sich auch nach und nach immer weiter, teilweise sehr frustriert, aus der Wikipedia zurückgezogen hat - und dass es nun auch keine Chance mehr gibt, sie in Zukunft nachzuholen, schmerzt. Wichtig waren ihm Menschen und das Leben, seine Freunde und seine Familie. The old ones are still the best ones: quagmire! Achim Raschka