Die Betsimisaraka (dt. etwa: „die Vielen Unzertrennlichen“) sind die zweitgrößte Ethnie (Foko) in Madagaskar nach den Merina. Ihr Anteil an der Bevölkerung beträgt ca. 15 %. Der größte Teil des Volkes lebt an einem Küstenstrich der Ostküste, von Mananjary im Süden bis Antalaha im Norden. Die Betsimisaraka haben seit langem Beziehungen zu europäischen Seefahrern und Händlern gehabt, wodurch sich eine ethnisch gemischte Untergruppierung gebildet hat, die so genannten zana-malata. Europäischer Einfluss ist ersichtlich in den musikalischen Traditionen valse (Walzer) und basesa, die typischerweise mit Akkordeon-Begleitung aufgeführt werden. Tromba (Besessenheits)-Zeremonien (Kommunikation mit den Verstorbenen in Trance) sind in der Kultur der Betsimisaraka weit verbreitet.
Bis ins späte 17. Jahrhundert unterstanden die verschiedenen Clans der Ostküste Stammeshäuptlingen (filohany), die gewöhnlich nur in ein oder zwei Dörfern anerkannt waren. 1710 trat Ratsimilaho auf, ein Zana-Malata, der diese Clans unter seiner Herrschaft vereinigte. Er herrschte 50 Jahre und seine Herrschaft führte zu einem Gemeinschaftsgefühl, aber seine Nachfolger konnten diese Union nicht erhalten und machten sie sogar verwundbar gegenüber den wachsenden Einflüssen und der zunehmenden Präsenz der Europäer und im Besonderen gegenüber den französischen Siedlern, Sklavenhändlern, Missionaren und Händlern. Das fragmentierte Betsimisaraka-Königreich wurde 1817 mit Leichtigkeit von Radama I., dem König des Königreich Madagaskar erobert. Die Unterwerfung der Betsimisaraka im 19. Jahrhundert hinterließ die Bevölkerung relativ verarmt. Unter der französischen Kolonisation (1896–1960) wurden Bildungsprogramme eingeführt und es entstanden bezahlte Arbeitsplätze auf den französischen Plantagen. Auch heute noch bildet der Anbau von Vanille, Ylang-Ylang, Kokosöl und Kaffee auf den ehemaligen Plantagen eines der wirtschaftlichen Standbeine der Region neben Subsistenzwirtschaft und Fischerei, sowie Bergbau.