Bogomilen

Konzil des Serbenkönigs Stefan Nemanja[1] Ende des 12. Jahrhunderts gegen die Bogomilen. Fresko von 1290

Die Bogomilen (andere Schreibung: Bogumilen; slawisch: „Gottesfreunde“) waren eine streng asketisch lebende christliche Religionsgemeinschaft mit einem doketistischen, dualistischen Lehrsystem. Ihre Mitglieder glaubten u. a. an einen mächtigen Teufel als Gegenspieler Gottes. Dies war eine Ansicht, die sich im Laufe des 11. Jahrhunderts auch in Westeuropa ausbreitete. Die Bogomilen lehnten die Sakramente, die Taufe und die Verehrung von Ikonen ab.

Der Name der Bewegung ist möglicherweise auf einen legendarischen bulgarischen Dorfpfarrer namens Bogomil zurückzuführen (auch Bogumil, von bulgarisch Богомил „Gottlieb“, aus бог bog „Gott“ und мил mil „lieb“) beziehungsweise auf die zu dieser Zeit herkömmliche slawische Weiheformel Bog milui „Gott erbarme dich“.[2][3]

Die Bewegung der Bogomilen breitete sich vom 10. bis 15. Jahrhundert von Bulgarien, im byzantinischen Kaiserreich, in den anderen Balkanländern und in Russland aus. Durch den regen Austausch über Kreuzfahrer, Kaufleute und Wanderprediger im 12. Jahrhundert kamen die dualistisch-religiösen Gemeinden im Osten mit entsprechenden Gruppen der Katharer und Patarener in West- und Mitteleuropa in Kontakt. Überlieferungen zufolge nahm ein Bischof der Bogomilen, Niketas, an der Katharer-Synode 1167 in Saint-Félix-de-Caraman teil.[4] Angebliche direkte Verbindungen zur mittelalterlichen Bosnischen Kirche werden von der neueren Geschichtsforschung bestritten.[5]

Der Lehrgehalt weist über den persönlichen Anteil des Priesters Bogomil hinaus auf den Ursprung aus dem älteren Dualismus der Manichäer und Paulikianer hin. Daneben sind anschauliche Mythen des bulgarisch-slawischen Volksglaubens und Inhalte von apokryphen Texten zu finden.

Der Bogomilismus entwickelte sich seit dem 11. Jahrhundert in radikale und gemäßigte Richtungen. Die dualistische Grundposition führte zur Dämonisierung der materiellen Welt, zur Ablehnung von Teilen des Alten Testaments sowie der Bilderverehrung, des üblichen Gottesdienstes, der meisten Sakramente und religiösen Symbole sowie der Hierarchie in der Kirche. Dies brachte die Bogomilen in Konflikte mit den Großkirchen und auch mit Staat und Gesellschaft.[6]

  1. Die Angabe zum Konzil des serbischen Herrscher liegt nur im britischen Wikipedia vor: Stefan Nemanja en:Bogomilism.
  2. Gerhard Herm: Der Balkan. Das Pulverfaß Europas. Econ Verlag, Düsseldorf u. a. 1993, ISBN 3-430-14445-0, S. 131; Theologische Realenzyklopädie. Bd. 7, Walter de Gruyter, New York/Berlin 2002, S. 29ff.
  3. Stefan Kube: Bogomilen (auch: Bogumilen). In: Alpen-Adria Universität Klagenfurt. Abgerufen am 12. August 2023.
  4. Hubert Jedin (Hrsg.): Handbuch der Kirchengeschichte. Band III/2. Freiburg 1968, S. 126–127.
  5. Hierzu auch: Noel Malcolm: Geschichte Bosniens. Frankfurt am Main 1.1.1996, Verlag S. FischerS. 45ff. ISBN 978-3-10-029202-5
  6. Srećko M. Džaja: Bogomilen. In: Edgar Hösch, Karl Nehring, Holm Sundhaussen (Hrsg.): Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Wien / Köln / Weimar 2004. ISBN 978-3-8252-8270-7

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