Bruno Kreisky (* 22. Jänner 1911 in Wien; † 29. Juli 1990 ebenda) war ein österreichischer Politiker und Staatsmann (SPÖ). Er war von Juli 1959 bis April 1966 Außenminister und von April 1970 bis Mai 1983 Bundeskanzler der Republik Österreich.[1]
Mit seiner 13-jährigen Kanzlerschaft, die als Ära Kreisky bezeichnet wird, war er der am längsten dienende österreichische Bundeskanzler. Er war eine der wichtigsten politischen Persönlichkeiten des Landes sowie auch der westeuropäischen Sozialdemokratie. Teilweise gleichzeitig mit ihm waren die Sozialdemokraten Willy Brandt und Olof Palme Regierungschefs, mit denen er in der Sozialistischen Internationale eng zusammenarbeitete.
Kreisky engagierte sich schon als Schüler für die Sozialdemokratische Partei und wurde 1936 im Sozialistenprozess wegen seiner politischen Tätigkeit vom austrofaschistischen sogenannten „Ständestaat“ zu einem Jahr Kerker verurteilt. Kurz nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 emigrierte Kreisky nach Schweden, um einer Verhaftung oder gar Ermordung im Rahmen der nationalsozialistischen Judenverfolgung zu entgehen.
Nach der Befreiung Österreichs vom Faschismus und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft war Kreisky zunächst in Schweden als Diplomat, dann ab 1953 in Wien als Staatssekretär und von Juli 1959 bis April 1966 als Außenminister in der österreichischen Außenpolitik tätig. Er war 1954/1955 Mitglied von Delegationen, die mit der Sowjetunion über ein Ende der seit 1945 währenden Besatzung und über einen Staatsvertrag verhandelten.[2]
1967 übernahm Kreisky den Parteivorsitz der SPÖ (sie war nach der Nationalratswahl am 6. März 1966 Oppositionspartei geworden). Bei der Nationalratswahl 1970 erhielt die SPÖ 48,5 % der abgegebenen Stimmen. Als Bundeskanzler regierte Kreisky daher zunächst mit einer von den Freiheitlichen (FPÖ) tolerierten Minderheitsregierung; 1971, 1975 und 1979 erreichte er mit der SPÖ jeweils die absolute Mehrheit. War die erste Hälfte seiner Regierungszeit von vielfältigen Reformen geprägt, trat nach den Ölschocks von 1973 und 1979 die Bekämpfung von Rezession bzw. Stagflation in den Vordergrund. Um den Preis starker Budgetdefizite (deficit spending, staatliche Verschuldung) konnten lange ein gewisses Wirtschaftswachstum und die von Kreisky stets als prioritär angesehene Vollbeschäftigung gehalten werden.
Bei der Nationalratswahl 1983 fiel die SPÖ von der absoluten auf die relative Mehrheit zurück. Kreisky trat als Kanzler ab und zog sich aus der Innenpolitik zurück. Sein Nachfolger, Fred Sinowatz, bildete eine SPÖ-FPÖ-Koalition (Bundesregierung Sinowatz).
In der Sozialistischen Internationale blieb Kreisky, solange es seine Gesundheit zuließ, weiterhin aktiv.