Cristoforo Landino

Porträt Landinos auf einem Fresko von Domenico Ghirlandaio in der Kapelle Tornabuoni der Kirche Santa Maria Novella, Florenz

Cristoforo Landino (mit Angabe des Vatersnamens Cristoforo di Bartolomeo Landino, latinisiert Christophorus Landinus; * 8. Februar 1425 in Florenz; † 24. September 1498 in Borgo alla Collina, heute Ortsteil von Castel San Niccolò) war ein italienischer Humanist, Dichter, Literaturtheoretiker, Philosoph und Übersetzer. Seine langjährige Tätigkeit als Professor für Rhetorik und Poetik an der Universität Florenz, einem führenden Zentrum des Renaissance-Humanismus, machte ihn zu einem der einflussreichsten Gelehrten seiner Zeit.

Landinos Œuvre ist teils in lateinischer, teils in italienischer Sprache abgefasst. Es besteht in erster Linie aus lateinischer Liebeslyrik, drei Dialogen über philosophische Themen und einer Reihe von Klassikerkommentaren. Die lyrische Produktion ist größtenteils in der vom Dichter selbst angelegten Gedichtsammlung Xandra zusammengestellt, die in zwei Fassungen vorliegt. Von seinen philosophischen Werken ist das bekannteste der Dialog Disputationes Camaldulenses. Dort wird die Frage erörtert, ob eine zurückgezogene, kontemplative Lebensweise ertragreicher ist als eine Beteiligung am öffentlichen Leben. Die Klassikerkommentare erläutern antike Dichtung sowie Dantes Commedia.

Das philosophische Welt- und Menschenbild Landinos ist stark von seinem Platonismus geprägt, vor allem von neuplatonischem Gedankengut, das den Einfluss seines Freundes Marsilio Ficino erkennen lässt. Merkmale seines literaturtheoretischen Ansatzes sind der Versuch, poetische Schönheit durch stilistische Untersuchung nach Grundsätzen der Rhetorik und Dichtungstheorie zu erfassen, und das Streben nach Enthüllung eines tieferen Sinnes klassischer Werke durch allegorische Interpretation. Den Hintergrund bildet Landinos Überzeugung von der einzigartigen, überragenden Bedeutung der Poesie für die Bildung und die existenzielle Wahrheitssuche. Aus seiner Sicht sind die göttlich inspirierten Dichter als weise Erzieher der Menschheit dazu berufen, die höchsten Wahrheiten in vollendet schöner Form darzubieten. Als begeisterter Bewunderer der italienischen Dichtung Dantes setzte sich Landino nachdrücklich dafür ein, die italienische Volkssprache, das volgare, in ihrer toskanischen Ausprägung als vollwertige, dem Lateinischen ebenbürtige Literatursprache zu akzeptieren.

In seinem Umfeld erfreute sich Landino als Dichter und als Gelehrter hohen Ansehens. Sein Wirken prägte die nachfolgende Florentiner Humanistengeneration, wenngleich seine Methode auch auf scharfe Kritik stieß. Die moderne Forschung würdigt ihn als begabten neulateinischen Dichter und Redner, als einflussreichen Vorkämpfer der volkssprachlichen Literatur und als Verkünder eines humanistischen Lebensideals.


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