Demos

Demos (altgriechisch δῆμος dḗmos, meist als „Staatsvolk“ aufgefasst, im Gegensatz zu ἔθνος éthnos, deutsch ‚Volk‘; Plural im Deutschen Demen) bezeichnet im antiken Griechenland vermutlich ursprünglich das Zusammensiedeln einzelner Sippen. Bei Homer und Hesiod steht der Begriff meist für ein Gebiet oder Land und davon abgeleitet für das dort lebende Volk. Die antike Überlieferung zu historischen Zeiten versteht unter dem Begriff in der Regel eine Dorf- oder Siedlungsgemeinschaft als kleinster Verwaltungseinheit innerhalb einer antiken griechischen Polis (Pl. Poleis). Dies gilt insbesondere für das ionisch-attische Siedlungsgebiet, trifft aber auch für einige dorische Poleis zu. So werden im politischen Bereich Gemeinden, gemeinhin auch die Gesamtzahl der Vollbürger einer Polis Demos genannt. Da nur Bürger mit vollem Bürgerrecht – beispielsweise in der attischen Demokratie, von der diesbezüglich die umfangreichste Überlieferung erhalten ist – an der Volksversammlung teilnehmen konnten, wurde auch auf diese das Wort Demos übertragen. Zudem bezeichnet der Begriff das „einfache Volk“ oder den Pöbel, schließlich fast synonym den Staat an sich.[1]

In der Spätantike und während der byzantinischen Zeit unterschied man zwischen Demos und der Pluralform Demoi: war jenes der Kennzeichnung der unteren und mittleren Bevölkerungsschichten einer Stadt, insbesondere Konstantinopels, vorbehalten, war dieses der Name für die dortigen Fraktionen der Wagenrennen.[2] Demgegenüber leitet sich im heutigen Griechenland die unterste kommunale Verwaltungseinheit von der entsprechenden Bedeutung „Gemeinde“ des Wortes Demos ab. In der Soziologie wurde Demos als politisch-rechtlicher Begriff aufgegriffen.

  1. Hans Volkmann: Demos. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 1, Stuttgart 1964, Sp. 1482.; siehe hierzu insbesondere auch die altphilologische Sicht von Wilhelm Pape: Handwörterbuch der griechischen Sprache. Griechisch - Deutsches Handwörterbuch. Band 1. 3. Auflage. Vieweg und Sohn, Braunschweig 1914, S. 564 s. v. δῆμος, und Henry George Liddell, Robert Scott: A Greek-English Lexicon. 9. Auflage. Clarendon Press, Oxford 1940, s. v. δῆμος.
  2. Zum Begriff Demos in spätantiker und byzantinischer Zeit siehe Anastasia Kontogiannopoulou: The Notion of δῆμος and its Role in Byzantium during the Last Centuries (13th–15th c.). In: Byzantina Symmeikta. Band 22, 2012, S. 101–124 (PDF).

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