Diatonik

Diatonik (von altgriechisch διάτονος diátonos „durch Ganztöne gehend“,[1][2] zu διά „durch“ und τόνος „Anspannung, Ton“[3]), ein meist adjektivisch verwendeter Begriff der Musiktheorie, kennzeichnet bestimmte Tonbeziehungen in Tonsystemen[4][5] und Tonleitern[6]. Diatonische Tonleitern etwa sind spezielle, aus Ganzton- und Halbtonschritten zusammengesetzte, in der Regel siebenstufige Tonleitern. Seit dem frühen Mittelalter[7] bildeten diatonische Tonleitern die Grundlage der abendländischen Musik, zunächst in Form der Kirchentonarten, später als Dur-Moll-System. Um die Wende zum 20. Jahrhundert löste sich ein Teil der Komponisten von der diatonischen Dur-Moll-Tonalität.[8]

Neben dem Begriff der diatonischen Tonleiter gibt es den des diatonischen Halbtons; man spricht vom diatonischen Halbton d-es im Gegensatz zum chromatischen Halbton d-dis. Des Weiteren gibt es diatonische Tetrachorde, welche definiert sind als Viertonfolgen, bestehend aus zwei Ganztonschritten und einem Halbtonschritt.

  1. Diatonik. In: Wilibald Gurlitt, Hans Heinrich Eggebrecht (Hrsg.): Riemann Musiklexikon. 12., völlig neubearbeitete Auflage. Sachteil: A–Z. Schott, Mainz 1967, S. 224 (Textarchiv – Internet Archive).
  2. In der altgriechischen Musiktheorie wurde unter τόνος im engeren Sinne der Ganzton verstanden, deshalb διάτονος: „durch Ganztöne (gehend)“. Letzteres bezieht sich auf das diatonische Tongeschlecht bzw. den dafür maßgeblichen diatonischen Tetrachord, der das Rahmenintervall einer reinen Quarte „durch Ganztöne gehend“ auszufüllen versucht, wobei aber ein Rest in Form eines Halbtons (Diesis, später Limma genannt), übrigbleibt.
  3. Die Interpretation kann auch vom Verb ausgehen: von griechisch δια „durch“ und τείνω „spannen, an-, ausspannen“. Wenn man unter „Spannen“ das Aufspannen und Stimmen von Saiten einer Lyra oder Kithara versteht, so kann man διατείνω frei als „durch eine Stimmung“ bzw. „durch eine Tonart“ übersetzen.
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  7. Zum Beispiel von Guido von Arezzo (992–1050) beschrieben.
  8. Im Gegensatz Brahms – Wagner wurde ein erbitterter Streit ausgetragen. Wagner behält die Diatonik im Volkstümlichen und Historischen bei, findet aber zum Beispiel im Tristan die ihm eigene chromatische Tonsprache. Die „Brahmsianer“ halten dagegen die Diatonik mit Rückgriff auf die Kirchentonarten und den Kontrapunkt bei. Die ab 1906 von Arnold Schönberg entwickelten Zwölftontechnik steht schließlich in völligem Gegensatz zur Diatonik.

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