Donauzivilisation

Mit Donauzivilisation, Donaukultur oder Alteuropa bezeichnet der Linguist Harald Haarmann ein Geflecht auffällig intensiver zivilisatorischer Aktivitäten in der Zeit von ca. 5000 bis ca. 3500 v. Chr. auf der Balkanhalbinsel. Seine damit verbundene Hypothese einer vor-indogermanischen chalkolithischen Hochkultur und einzelne Thesen zu Schrift und Sozialstruktur werden in der archäologischen Forschung meist nicht anerkannt oder ernten starken Widerspruch.

Unbestritten ist die Fülle der archäologischen Funde und Befunde in der Region. Die Datierungen konnten Anfang des 21. Jahrhunderts verfeinert und abgesichert werden, und das Material wird erst nach und nach einer größeren Öffentlichkeit im Zusammenhang bekannt.[1] Schwierig und umstritten sind die Deutungen.[2] Haarmann versteht die Donauzivilisation als früheste Hochkultur Europas und Vorgängerkultur der minoischen und der mykenischen Kultur. Er fasst unter diesem Begriff verschiedene miteinander verwandte archäologische Kulturen zusammen, die sämtlich von den neolithischen Kulturen von Sesklo in Griechenland und Starčevo-Criş in Serbien und Rumänien abstammen.[3] Diese bezeichnet Haarmann als Kulturprovinzen, wie Vinča (ca. 5500–3000 v. Chr.), Karanovo (6200–3000 v. Chr.), Cucuteni (5050–3500 v. Chr.), Theiß und Lengyel (ca. 5400–3700 v. Chr.). Ihre Verbreitung erstreckt sich von der Slowakei über Serbien und Bosnien bis in die heutige Ukraine.

  1. The Lost World of Old Europe. The Danube Valley, 5000–3500 BC. Exhibition catalogue ed. by David W. Anthony and Jennifer Y. Chi. Princeton: Princeton University Press, 2010.
  2. Eine prominente ältere Deutung bei: Marija Gimbutas: The Civilisation of the Goddess. HarperCollins, San Francisco 1991.
  3. Harald Haarmann: Das Rätsel der Donauzivilisation – Die Entdeckung der ältesten Hochkultur Europas. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-62210-6, S. 50 f.

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