E. D.

E. D. ist das Pseudonym eines französischen Autors, der gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Reihe erotischer und teilweise sadomasochistisch-flagellantischer Romane und Erzählungen veröffentlichte. Sein bekanntestes, bis heute immer wieder aufgelegtes Werk sind Die Memoiren einer russischen Tänzerin (1893).

Welche Person sich hinter den Initialen verbarg, ist nicht bekannt. Louis Perceau vermutete Émile Desjardins, angeblich ein Lehrer an der Universität Montpellier, als den wirklichen Namen.[1] Einige der Werke schreibt Perceau auch dem 1890 verstorbenen Adolphe Belot zu. Pascal Pia schreibt in seiner Bibliographie der Bestände des Enfer, der ausgesonderten erotischen Bücher in der Bibliothèque nationale de France, dass er keine solche Person in Montpellier nachweisen konnte, und nennt eine weitere Vermutung, der zufolge E. D. ein gewisser Edmond Dumoulin, ein Beamter in der Gironde, gewesen sein könnte.[2] In einer deutschen Ausgabe wird Édouard Demarchin als wirklicher Name genannt.[3]

Die Werke von E. D. erschienen unter fingierten, teils scherzhaften Verlagsangaben, zum Beispiel „Chez la petite Lolotte au Palais Royal“ („bei der kleinen Lolotte im Palais Royal“),[4] bei einer fiktiven „Société des Bibliophiles Cosmopolites“ („Gesellschaft der kosmopolitischen Bibliophilen“) oder mit dem Vermerk „Aux dépens de la Compagnie“ („auf Kosten der Firma“). Die meisten Bücher von E. D. sind tatsächlich in Amsterdam bzw. Brüssel im Verlag von Auguste Brancart erschienen, einem bekannten Verleger klandestiner Literatur. Ein erheblicher Teil der Werke E. D.s ist auch ins Deutsche übersetzt worden.

  1. Louis Perceau: Bibliographie du roman érotique au XIXe siècle. 1930.
  2. Pascal Pia: Les Livres de l'Enfer : Bibliographie critique des ouvrages érotiques dans leurs différentes éditions du XVIe siècle à nos jours : Tome I : A à L. Coulet & Faure, 1978, ISBN 2-902687-01-X, S. 442.
  3. Édouard Demarchin: … wenn scharf der Rohrstock klatscht … Memoiren einer russischen Tänzerin. Herausgegeben und kommentiert von Johanna Fürstauer. Exakt-Verlag, Konstanz 1970.
  4. Das Palais Royal war Ende des 18. Jahrhunderts bekannt als Zentrum der Pariser Prostitution.

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