Von Endemie (von altgriechisch ἐν en ‚in‘ und δῆμος dēmos ‚Volk‘) wird in der Medizin gesprochen, wenn Fälle einer Krankheit in einer bestimmten Population oder begrenzten Region fortwährend gehäuft auftreten.
Bei einer Endemie sind somit, über einen längeren Zeitraum betrachtet, in der betroffenen Population oder Region sowohl die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) als auch die Inzidenz (Neuerkrankungshäufigkeit) einer bestimmten Krankheit im Vergleich zu anderen Populationen oder Regionen erhöht und bleiben mit geringen Schwankungen auf dem erhöhten endemischen Niveau.[1] Eine in weiten Teilen der Welt verbreitete Krankheit kann in verschiedenen Regionen auf unterschiedlichem Häufigkeitsniveau endemisch sein. Ähnlich kann mit Abflachen der Infektionswellen auch eine Erkrankung wie COVID-19 endemisch werden.[2]
Endemische Erreger müssen nicht zwangsläufig harmlos sein: Beispielsweise starben 2020 rund 600.000 Menschen an Malaria und 1,5 Millionen an Tuberkulose; auch die Pocken waren vor ihrem Ausrotten endemisch. Vor dem Hintergrund warnte der Epidemiologe Aris Katzourakis, dass „endemisch“ einer der am meisten missbrauchten Begriffe während der COVID-19-Pandemie sei, und führte als Beispiel den Gebrauch durch Politiker an, die die Endemie als Begründung anführten, wenig oder gar keine Schutzmaßnahmen gegen COVID-19 zu ergreifen.[3]
Im Unterschied zu einer Endemie wird das nur vorübergehend oder erst seit kurzem beobachtete gehäufte Auftreten von Krankheitsfällen mit deutlicher Zunahme von Prävalenz und Inzidenz als eine Epidemie bezeichnet, soweit es noch regional beschränkt erscheint, und bei länder- und kontinentübergreifender Ausbreitung als eine Pandemie.[1]