Ernst Fraenkel (* 26. Dezember 1898 in Köln; † 28. März 1975 in West-Berlin) war ein deutsch-amerikanischer Jurist und Politikwissenschaftler. Er gilt als einer der „Väter“ der modernen Politikwissenschaft in der Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin.[1]
Fraenkel schrieb insbesondere zu vier politischen Systemen: über die Weimarer Republik, den NS-Staat, die Vereinigten Staaten und die Bundesrepublik Deutschland. Seine gesammelten Schriften erscheinen seit 1999 als Gesamtausgabe in sieben Bänden. „Das Lebenswerk von Ernst Fraenkel ist geprägt durch seine Entwicklung vom Sozialismus zum Pluralismus.“[2]
In der Weimarer Republik wirkte Fraenkel als Rechtsanwalt der sozialistischen Arbeiterbewegung und veröffentlichte eine Vielzahl von Aufsätzen vorwiegend zu arbeitsrechtlichen Themen. Von den Nationalsozialisten als Jude verfolgt und im Widerstand engagiert, emigrierte er in die Vereinigten Staaten, wo er The Dual State fertigstellte, seine Interpretation des NS-Staates. Das Buch erschien 1974 unter dem Titel Der Doppelstaat auf Deutsch und gilt inzwischen als Klassiker. Fraenkel entwickelte die Leitidee des Neopluralismus und gehörte zu den Begründern der westdeutschen Demokratietheorie. Seine Studien zu den Vereinigten Staaten nutzte er, um Deutschland mit den westlichen Demokratien zu vergleichen und um eigene demokratietheoretische Vorstellungen analytisch und normativ zu untermauern.
Ab 1963 wirkte Fraenkel als erster Direktor des John-F.-Kennedy-Instituts für Nordamerikastudien der Freien Universität Berlin.[3]