Ferdinand Adolf Gregorovius (* 19. Januar 1821 in Neidenburg, Ostpreußen; † 1. Mai 1891 in München) war ein deutscher Historiker, Journalist und Schriftsteller. Nach dem Theologiestudium und der Promotion zum Doktor der Philosophie an der Universität Königsberg übersiedelte er 1852 als 31-Jähriger nach Italien, wo er fortan als Privatgelehrter in Rom lebte. Erst 1875 zog er zurück nach Deutschland. Seinen Lebensabend verbrachte er in München.
Gregorovius’ monumentale Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter (1871), an der er über 18 Jahre lang arbeitete und für die er zahlreiche Archivalien erschloss, gilt als Klassiker der Geschichtsschreibung. Die von ihm verfassten Wanderjahre in Italien, die aus journalistischen Arbeiten hervorgingen, gelten in ihrer Wirkungsgeschichte für das Italienbild der Deutschen bis heute als wichtigster Beitrag nach Goethes Italienischer Reise.[1] Die darin enthaltenen Reiseberichte gehören größtenteils dem Genre der historischen Landschaftsbeschreibung an, das Gregorovius mit seinem Buch Corsica (1854) begründet hatte. Darüber hinaus verfasste er eine Geschichte der Stadt Athen im Mittelalter (1889). Seine 1871 erschienene Biographie Lucrezia Borgia und ihre Zeit gilt noch heute als Standardwerk. Gregorovius trat mit Arbeiten wie Euphorion. Eine Dichtung aus Pompeji in vier Gesängen (1858) auch als Dichter in Erscheinung. Seine postum veröffentlichten Tagebücher gewähren nicht nur Einblick in sein Leben und seine Arbeit, sondern enthalten auch Kommentare zum politischen Zeitgeschehen des Risorgimento. Mit mehreren tausend Briefen hat Gregorovius ein umfangreiches epistolarisches Werk hinterlassen.
Gregorovius, der die Motivation zu seiner Arbeit häufig aus der Anschauung bezog, verstand sich als Schriftsteller mit künstlerischem Anspruch. Er gehört neben Theodor Mommsen und Leopold von Ranke bis heute zu den meistgelesenen Geschichtsschreibern des 19. Jahrhunderts. Der literarische Wert seiner historiographischen Arbeiten ist unbestritten. Fachhistoriker warfen Gregorovius zwar lange Zeit Dilettantismus vor, doch spiegelt sich die Anerkennung seines Werks schon zu Lebzeiten in der Mitgliedschaft in zahlreichen namhaften Akademien wider. Die jüngere Forschung bemüht sich um eine kritische Würdigung seines Werks.