Flamen Dialis

Der flamen Dialis war in der römischen Religion der Staatspriester des obersten Gottes Iuppiter Optimus Maximus[1] und ranghöchster der flamines. Der flamen Dialis musste Patrizier sein, aus einer nach den besonderen Regeln der Confarreatio geschlossenen Ehe stammen und in einer solchen Ehe verheiratet sein. Starb seine Frau, musste er sein Priesteramt niederlegen, da er dann nicht mehr verheiratet war. Auch seine Frau, die Flaminica, musste Patrizierin sein und aus einer Confarreatio-Ehe stammen.

Das Leben des flamen Dialis unterlag strikten rituellen Regelungen, was darauf hinweist, dass der flamen Dialis ursprünglich ein vorrömisches, archaisches Priesteramt war, das erst später in das Priesterkolleg integriert wurde: Er konnte zum Beispiel keine eigene politische Karriere verfolgen, da er die Stadt Rom nicht verlassen durfte und daher kein militärisches Kommando übernehmen konnte (was für einen römischen Politiker selbstverständlich war); er musste bestimmte Kleidungsvorschriften beachten – eine besondere Kopfbedeckung, der Apex, war das Symbol für einen flamen – und durfte nicht mit Toten, rohem Fleisch, Bohnen, gesäuertem Brot, Efeu, Waffen, Pferden, Hunden und Ziegen oder einem Heer in Berührung kommen.[2] Dafür erhielt er jedoch weitreichende Privilegien: Er war der einzige Priester mit den politischen Rechten eines Magistrats, er war zu einer sella curulis berechtigt, besaß einen Sitz im Senat sowie einen Liktor und durfte stets die toga praetexta tragen. Mutmaßlich hatte man dem flamen Dialis gerade aufgrund des enormen Prestiges, das mit diesem Priesteramt verbunden war, bewusst eine politische Karriere unmöglich gemacht.

  1. Dialis „zu Jupiter gehörig, des Jupiters“ ist adjektivisch abgeleitet von Diespiter, der italischen Entsprechung für Iupiter; vgl. Diālis. In: Karl Ernst Georges: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. Band 1. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1913, Sp. 2128 (online).
  2. Howard Hayes Scullard: Römische Feste (= Kulturgeschichte der Antiken Welt. 25). von Zabern, Mainz 1985, ISBN 3-8053-0555-9, S. 20.

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