Foto des Jungen aus dem Warschauer Ghetto

Das Foto. Der namengebende Junge ist mittig im Vordergrund zu sehen.

Als Foto des Jungen aus dem Warschauer Ghetto wird eine Schwarzweiß-Aufnahme bezeichnet, die zu den bekanntesten fotografischen Darstellungen des Holocausts zählt. Sie entstand wahrscheinlich im April oder Mai 1943 während des Aufstands im Warschauer Ghetto und ist Teil des sogenannten Stroop-Berichts, in dem Jürgen Stroop die von ihm befehligte Niederschlagung des Aufstands dokumentierte. Das Foto, das im Stroop-Bericht mit dem Titel „Mit Gewalt aus Bunkern hervorgeholt“ versehen ist, zeigt festgenommene Juden, die von deutschen Truppen aus einem Gebäude getrieben werden. Unter ihnen befindet sich ein kleiner Junge, der sich zum zentralen Element der Rezeption der Fotografie entwickelte und dem Foto seinen Namen gab. Seine Identität konnte wie die der meisten anderen abgebildeten Personen sowie des Fotografen nicht zweifelsfrei geklärt werden. Nur einer der deutschen Soldaten wurde mit Gewissheit identifiziert.

Das Foto weist eine beachtliche Rezeptionsgeschichte auf. Schon im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess erwähnt, entwickelte es sich ab den 1960er Jahren zu einer der am häufigsten verarbeiteten fotografischen Darstellungen der nationalsozialistischen Verbrechen gegen die europäischen Juden. Neben der Verwendung in Geschichtsbüchern und Dokumentationsmaterial wurde es in der Bildenden Kunst, der Literatur und Filmen aufgegriffen. Auch Geschichts- und Kulturwissenschaftler widmeten sich der Fotografie in größerem Umfang. So erschienen mehrere Monografien, die sich mit der Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte des Fotos beschäftigen. Seit 2017 ist der Stroop-Bericht mit den darin enthaltenen Fotos Teil des Weltdokumentenerbes der UNESCO.


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