Der Begriff frankobelgischer Comic ist eine Sammelbezeichnung für Comics, die im französischsprachigen Europa, also vor allem Frankreich und Belgien (Wallonien und Brüssel), aber zu einem geringeren Anteil auch in der Romandie (französischsprachige Schweiz) erstveröffentlicht werden. Diese Länder haben eine lange Comic-Tradition, und die gezeichneten Bildergeschichten sind dort überwiegend als eigenständige Kunstform anerkannt. Ein wesentliches Merkmal ist die Veröffentlichung in Buchform als sogenanntes Album. Ursprünglich als gesammelte Nachdrucke längerer Fortsetzungsgeschichten entstanden, die zuerst in Magazinen oder Zeitschriften erschienen, werden frankobelgische Comics heutzutage überwiegend direkt in Alben veröffentlicht, die bei Bedarf auch nachgedruckt werden. Erfolgreiche Comicveröffentlichungen erreichen so hohe Auflagen und werden in Frankreich und Belgien zu einem nennenswerten Anteil über den „normalen“ Buchhandel vertrieben.
Besonders in den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg war die Comicproduktion des französischen Sprachraumes in Europa qualitativ führend. Vor allem die Comic-Magazine Spirou, Tintin und Pilote waren ein wichtiger Ort für talentierte Comic-Autoren und brachten eine Generation stilbildender Künstler hervor. Dabei entstanden namentlich zwei Stilrichtungen, die im frankobelgischen Comic und schließlich auch darüber hinaus großen Einfluss ausübten: die von Hergé entwickelte Ligne Claire, vor allem vertreten im von ihm künstlerisch verantworteten Tintin-Magazin, und die maßgeblich von Jijé, André Franquin und weiteren Künstlern des Spirou-Magazins bestimmte École Marcinelle. Viele andere europäische Comics wurden in der Folge ebenfalls stark durch frankobelgische Comics beeinflusst.
Zu den bekanntesten und einflussreichsten belgischen Autoren zählen Hergé, Franquin, Tillieux, Peyo, Roba und Morris, maßgebliche französische Vertreter sind etwa Goscinny, Uderzo, Greg, Moebius, Tabary und Tardi. Bekannte Schweizer Künstler sind Zep, Derib und Cosey; zudem konnten sich vereinzelt auch flämische Autoren wie z. B. Willy Vandersteen und Jef Nys durchsetzen, die sich ebenfalls dem frankobelgischen Comic zuordnen lassen. Auch viele niederländische Comics wie etwa die Werke von Henk Kuijpers, Theo van den Boogaard oder Dick Briel wurden stark vom frankobelgischen Comic geprägt; inwiefern sie jedoch unmittelbar dem frankobelgischen Comic zuzurechnen sind, ist umstritten.