Gebietsreform in Hessen

Die Gebietsreform in Hessen wurde in mehreren Phasen zwischen 1969 und 1979 durchgeführt. Ziel dieser Gebietsreform war es, mittels größerer Verwaltungseinheiten leistungsfähigere Gemeinden und Landkreise zu schaffen. Sie war ein wichtiges Projekt der hessischen Landesregierung unter dem von 1970 bis 1974 amtierenden sozialliberalen Kabinett von Ministerpräsident Albert Osswald (SPD) und Innenminister Hanns-Heinz Bielefeld (FDP).[1] Sie war politisch hoch umstritten.

Zum Stichtag 28. Februar 1969 gab es in Hessen 2642 Gemeinden, 39 Landkreise und 9 kreisfreie Städte. Die Landesregierung setzte sich das Ziel, die Zahl der Gemeinden auf 500 und die der Kreise auf 20 zu reduzieren. Den Gemeinden wurden Anreize für einen freiwilligen Zusammenschluss geschaffen durch Vergünstigungen im Kommunalen Finanzausgleich. Dies führte dazu, dass für viele freiwillige Grenzänderungen noch der 31. Dezember eines zu Ende gehenden Jahres als Tag der Rechtswirksamkeit bestimmt wurde und nicht der 1. Januar des folgenden Jahres. Zum 31. Dezember 1971 hatte sich die Zahl der Gemeinden auf 1233 verringert. Eine Zwangszusammenlegung drohte ab dem 1. Juli 1974.[2] Am 1. Januar 1977 sollte mit dem Inkrafttreten der letzten Neugliederungsgesetze die Gebietsreform abgeschlossen sein. Danach gab es in Hessen sechs kreisfreie Städte und 416 kreisangehörige Gemeinden in 20 Landkreisen.[3]

Die Gebietsreform war zwar von vielen kontroversen Diskussionen begleitet, hatte aber mit einer Ausnahme dauerhaften Bestand: Die Stadt Lahn, 1977 gebildet aus den 15 km voneinander entfernt liegenden Städten Gießen und Wetzlar mit ihrem Umland, stieß auf heftigsten Widerstand, der sich nicht zuletzt im Ergebnis der Kommunalwahlen in Hessen 1977 niederschlug. Nach nur 31 Monaten wurden die kreisfreie Stadt Lahn aufgelöst und an ihrer Stelle die Städte Gießen und Wetzlar sowie die Gemeinden Heuchelheim, Lahnau und Wettenberg neu gebildet. Wetzlar und Lahnau wurden in den Lahn-Dill-Kreis eingegliedert. Der Landkreis Gießen wurde aus dem Lahn-Dill-Kreis herausgelöst und um Gießen, Heuchelheim und Wettenberg vergrößert. Dies geschah mit dem Gesetz zur Neugliederung des Lahn-Dill-Gebiets. Seit dessen Inkrafttreten am 1. August 1979 gab es in Hessen fünf kreisfreie Städte und 421 kreisangehörige Gemeinden in 21 Landkreisen.[4]

  1. Franz-Josef Sehr: Vor 50 Jahren: Entstehung der Gemeinde Beselich. In: Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg (Hrsg.): Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 2021. Limburg 2020, ISBN 3-927006-58-0, S. 41–48.
  2. H. Voit, Die kommunale Gebietsreform in: Erwin Stein (Hrsg.): 30 Jahre Hessische Verfassung, Wiesbaden 1976 Seite 366–387, PDF-Datei (17,25 MB)
  3. Kommunalwahlen 1977; Maßgebliche Einwohnerzahlen der Gemeinden vom 15. Dezember 1976. In: Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1976 Nr. 52, S. 2283, Punkt 1668, Anlage (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 10,3 MB]).
  4. Hessisches Statistisches Landesamt: Gebietskörperschaften in Hessen (Memento vom 12. Dezember 2005 im Internet Archive)

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