Geiselnahme von Gladbeck

Geiselnahme von Gladbeck (BRD und Westberlin)
Geiselnahme von Gladbeck (BRD und Westberlin)
1) 16.8. Gladbeck
2) 17.8. Bremen
3) 17.8. Raststätte Grundbergsee
4) 18.8. Niederlande
5) 18.8. Köln
6) 18.8. A3 bei Bad Honnef
Wichtige Stationen während der Flucht der Geiselnehmer

Die Geiselnahme von Gladbeck (auch bekannt als Gladbecker Geiseldrama) war ein aufsehenerregendes Verbrechen in der Bundesrepublik Deutschland und den Niederlanden im Sommer 1988, in dessen Verlauf drei Menschen ums Leben kamen. Der Bankraub mit anschließender Geiselnahme begann im nordrhein-westfälischen Gladbeck und endete nach rund 54 Stunden auf der Autobahn 3 bei Bad Honnef mit einem Zugriff des Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Kölner Polizei. Im Nachgang der Tat wurde am Verhalten von Polizei und Berichterstattern massive Kritik geübt und eine gesellschaftliche Debatte über Verantwortung und Grenzen des Journalismus angestoßen.

Die beiden Haupttäter Hans-Jürgen Rösner und Dieter Degowski überfielen am 16. August 1988 die in einem Einkaufszentrum des Gladbecker Stadtteils Rentfort befindliche Filiale der Deutschen Bank. Rösners Freundin Marion Löblich schloss sich am Abend desselben Tages den Tätern an. Auf ihrer Flucht nahmen sie mehrmals Geiseln und fuhren mit ihnen durch das nordwestliche Deutschland sowie in die Niederlande. Nach einem Aufenthalt in der Kölner Innenstadt konnten die drei Geiselnehmer am frühen Nachmittag des 18. August 1988 bei dem Zugriff des SEK festgenommen werden.

Während der Flucht in einem entführten Linienbus erschoss Degowski den 14-jährigen Italiener Emanuele De Giorgi. Auf der Fahrt zum Tatort kam der 31-jährige Polizist Ingo Hagen in Bremen bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Während der abschließenden Polizeiaktion auf der Autobahn wurde eine weitere Geisel, die 18-jährige Silke Bischoff, tödlich getroffen.[1] Die forensische Untersuchung ergab, dass das Projektil aus Rösners Waffe stammte.

Das Verhalten der Journalisten, die durch ihre große Nähe zum Geschehen die Arbeit der Polizei behinderten, entfachte später eine intensive öffentliche Debatte. Unter anderem wurden mit den Tätern mehrere Interviews geführt, ein Pressefotograf fungierte als Verbindungsmann zur Polizei und ein Kölner Journalist fuhr im Fluchtauto mit, um den Tätern den Weg aus der Innenstadt zu zeigen. In der Mediensystemforschung ist die Gladbecker Geiselnahme ein wichtiger Untersuchungsgegenstand.

Neben der Kritik an der Rolle der Medien wurden schwere Vorwürfe gegen die Verantwortlichen der Polizei in Nordrhein-Westfalen und Bremen erhoben. Wegen deren mangelhafter Führung und Koordination hätten die Einsatzkräfte vor Ort Gelegenheiten nicht nutzen können, die Geiselnahme früher zu beenden. Trotz zahlreicher Rücktrittsforderungen blieb der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Schnoor im Amt, während der Bremer Innensenator Bernd Meyer im November 1988 wegen der polizeilichen Fehler zurücktrat.[2]

  1. Report: „Ich höre Silke heute noch schreien“ Focus Magazin, Nr. 33 (2013), abgerufen am 17. August 2018.
  2. Bremens Innensenator trat nach Gladbeck zurück: „Das prägnanteste Delikt“. In: archiv.rhein-zeitung.de. 11. August 1998, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. Juli 2018; abgerufen am 28. Juli 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/archiv.rhein-zeitung.de

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