Geschichte Griechenlands

Die Geschichte Griechenlands umfasst die Entwicklungen auf dem Gebiet der Republik Griechenland und historischer griechischer Reiche von der Urgeschichte bis zur Gegenwart.

Auf Kreta erlebte die bedeutende (nicht-griechischsprachige) minoische Kultur (ca. 3300–1100 v. Chr.) ihre erste Hochblüte (Altpalastzeit), die u. a. die aufwändigen Palastbauten von Knossos und Phaistos schuf.

Der Ablauf der indogermanischen Kolonisierung des heutigen Griechenlands ist nicht überzeugend geklärt; Gimbutas schlägt ca. 3600 vuZ vor; Coleman 3200; Gindin (1999) etwa 2600; Sakeliou, H.L. Thomas und Gregoriev (neben drei weiteren Optionen) etwa 2500; Schuler (2002) vuZ; Welwei (2002) plädiert für ca. 2200/2000–2000 v. Chr. (Beginn der letzten Phase des Frühhelladikums (FH III = Spätstufe der frühen Bronzezeit)).[1] Auf dem Festland entwickelte sich um 1600 v. Chr. die mykenische Kultur, die erste Hochkultur des europäischen Festlands und die früheste Kultur, die Schriftzeugnisse in griechischer Sprache hinterließ (s. dazu auch Linear-B-Schrift). Wichtige mykenische Palastzentren, die ab ca. 1400 v. Chr. entstanden und von denen größere Regionen zentral verwaltet wurden (siehe Mykenische Palastzeit), waren u. a. Mykene, Theben, Tiryns und der sogenannte Palast des Nestor bei Pylos. Ca. 1450 v. Chr. eroberten die Festlandsgriechen das minoische Kreta und übernahmen auch die Macht auf den Kykladen, der Dodekanes und weiteren Ägäisinseln sowie über bisher minoisch geprägte Siedlungen an der kleinasiatischen Küste wie Milet. Die Mykener pflegten intensive Kontakte mit den Staaten des östlichen Mittelmeerraums, aber auch mit einigen Regionen im Westen, wie Unteritalien, Sardinien und dem nördlichen Adriagebiet. Um bzw. kurz nach 1200 v. Chr. wurden viele mykenische Zentren zerstört. In einigen Landschaften wie Messenien wurden auch fast alle übrigen Siedlungen aufgegeben, was für eine dramatische Abnahme oder eine massive Abwanderung der Bevölkerung spricht. Die Ursachen der einschneidenden Ereignisse um 1200 v. Chr. sind bis heute umstritten, jedoch stehen sie wahrscheinlich in Zusammenhang mit vielen gleichzeitigen Zerstörungen und Umwälzungen in weiten Teilen des Mittelmeerraums, bei denen die sogenannten Seevölker eine nicht unwesentliche Rolle zu spielen scheinen. Trotz der vielen Zerstörungen, vor allem auf dem griechischen Festland, blieb der Ägäisraum auch nach 1200 v. Chr. noch für ca. 150–200 Jahre kulturell weiterhin mykenisch geprägt.

Die Dorer wanderten von Nordwest-Griechenland auf den Peloponnes ein, später auch nach Kreta und Rhodos. Wann genau die Dorische Wanderung stattfand, ist umstritten, als sehr wahrscheinlich gilt jedoch, dass die Dorer zwischen dem 12. und 10. Jahrhundert v. Chr. massiv nach Süden vordrangen. Die Bewohner des Festlandes, die Hellenen, rüsteten ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. umfangreiche See- und Militärexpeditionen aus und erforschten das Mittelmeer bis an den Atlantik und das Schwarze Meer bis zum Kaukasus. Im ganzen Mittelmeerraum, in Kleinasien und an der nordafrikanischen Küste sowie rund um das Schwarze Meer wurden infolge der Reisen zur Erschließung neuer Märkte zahlreiche griechische Kolonien gegründet.

Während der klassischen Periode (5. Jahrhundert v. Chr.) bestand Griechenland überwiegend aus Stadtstaaten, an seiner Peripherie auch aus Reichen mit anderer Staatsorganisation wie dem Königreich Makedonien, Epirus oder dem Bosporanischen Reich. Der bedeutendste Stadtstaat war Athen, gefolgt von Sparta und Theben. Der Wunsch nach Unabhängigkeit und Freiheitsliebe verhalf den Griechen zum Sieg über die Perser in den Perserkriegen. In der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. eroberten die Griechen, angeführt von Alexander dem Großen, mit dem Perserreich den größten Teil der ihnen damals bekannten Welt, und eine Hellenisierung außerhalb der vorigen griechischen Zentren setzte ein. Infolge der sich anschließenden Kämpfe (Diadochenkämpfe) zwischen den griechischen Klein- und Mittelmächten untereinander sowie mit und gegen Makedonien kam es später zum Eingreifen des Römischen Reiches gegen Philipp V. von Makedonien.

146 v. Chr. fiel Griechenland an das Römische Reich. Damit endete die politische Geschichte des unabhängigen Griechenland für fast zwei Jahrtausende. Doch lebte die griechische Kultur im Rahmen des Römischen Reiches fort und prägte seit dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert zunehmend auch die römische Zivilisation. 330 n. Chr. verlegte Kaiser Konstantin seine Hauptresidenz nach Konstantinopel und legte damit den Grundstein für das oströmische Reich, das später als Byzantinisches Reich bekannt wurde. Byzanz transformierte das kulturelle Erbe Griechenlands und Roms in einen Träger für eine neue christliche Zivilisation. Das Byzantinische Reich fiel 1453 an die Osmanen. Die Griechen blieben fast 400 Jahre lang unter osmanischer Herrschaft. Während dieser Zeit bewahrten sie aber ihre Sprache, Religion und Identität, wobei zu beachten ist, dass sich die Griechen in dieser Zeit nicht etwa als Hellenen (dies war vielmehr die Bezeichnung für einen Heiden), sondern als Rhomäer (Byzantiner) verstanden.

Am 25. März 1821 erhoben sich die Griechen gegen die Türken und erkämpften bis 1828 ihre Unabhängigkeit. In dieser Zeit kam es, initiiert durch Deutsche, Engländer, Franzosen und Russen, zu einer entscheidenden, bis heute nachwirkenden Änderung in der Eigenwahrnehmung der Griechen: Sie betrachteten sich fortan zunehmend als Nachfahren der antiken Hellenen und nicht mehr als Byzantiner. Da der neue Staat nur einen Teil der griechischen Siedlungsgebiete umfasste, ging der Kampf etappenweise weiter. 1864 fielen die Ionischen Inseln an Griechenland, 1881 Thessalien und Teile von Epirus. Kreta, die Ostägäis und Makedonien kamen 1913 hinzu und Westthrakien 1919. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden 1947 auch die Dodekanes-Inseln an Griechenland übergeben.

Während des Zweiten Weltkrieges griff Italien 1940 Griechenland an. Die griechischen Streitkräfte konnten die Invasionstruppen aufhalten. Schließlich kam im April 1941 Deutschland Italien zu Hilfe (Balkanfeldzug), Italien und Deutschland besetzten Griechenland. Partisanen leisteten Widerstand gegen die Besatzer. Der Befreiung schloss sich ein vierjähriger Bürgerkrieg an, in den britische Truppen offen eingriffen mit dem Ziel, den westlichen Einfluss gegen Kommunisten auf Griechenland zu sichern. Der Bürgerkrieg verursachte weitere Opfer und große Verwüstungen.

1967 putschte sich das Militär an die Macht; die griechische Militärdiktatur bestand bis 1974. Seit der Abschaffung der Monarchie im Jahr 1975 ist Griechenland eine parlamentarische Präsidialdemokratie. Griechenland wurde 1952 Mitglied der NATO und 1981 Mitglied der EWG.

  1. Karl-Wilhelm Welwei: Die griechische Frühzeit: 2000 bis 500 v. Chr. C. H. Beck, München 2002, S. 10 f.

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