Gottlieb Duttweiler

Gottlieb Duttweiler in den 1950er Jahren

Gottlieb Duttweiler (* 15. August 1888 in Zürich; † 8. Juni 1962 ebenda; oft «Dutti» genannt) war ein Schweizer Unternehmer, Politiker, Journalist und Publizist. Bekannt ist er insbesondere als Gründer des Unternehmens Migros, das sich unter seiner Leitung zum Marktführer im Schweizer Detailhandel entwickelte. Ebenso begründete er den Landesring der Unabhängigen (LdU), eine politische Partei im Zentrum des politischen Spektrums.

Ab 1925 veränderte Duttweiler mit der Migros den stark von Kartellen geprägten Schweizer Detailhandel nachhaltig – zuerst mit dem Lebensmittelverkauf von umherfahrenden Verkaufswagen aus, danach auch mit Läden. Sein rascher Erfolg, den er mit deutlich geringeren Kosten und Preisen erzielte, löste bei etablierten Händlern, Konsumgenossenschaften, Verbänden und Markenartikelherstellern heftigen Widerstand aus. Es kam zu Lieferboykotten und zahlreichen juristischen Verfahren, die Duttweiler und der Migros jedoch zu immer grösserer Bekanntheit verhalfen. Mit Nachahmerprodukten legte er den Grundstein für die Produktion von Eigenmarken. Wiederholte behördliche Schikanen (bis hin zu einem zwölf Jahre dauernden Verbot der Eröffnung neuer Filialen) trieben ihn in die Politik. Seine «Liste der Unabhängigen» errang 1935 auf Anhieb sieben Sitze im Nationalrat; ein Jahr später wandelte er diese lose Gruppierung in eine Partei um. Duttweiler zog sich 1940 vorübergehend aus der Politik zurück und sass von 1943 bis 1949 erneut im Nationalrat. Anschliessend gehörte er dem Ständerat an, von 1951 bis zu seinem Tod wiederum dem Nationalrat. Ausserdem war er von 1943 bis 1951 Mitglied des Zürcher Kantonsrates.

Neben seiner unternehmerischen und politischen Tätigkeit entfaltete Duttweiler eine rege publizistische Aktivität. Zunächst verfasste er Flugblätter, die für die Migros und ihre Ziele im Dienste der Konsumenten warben – insbesondere die Verbilligung von Lebensmitteln und die Förderung der öffentlichen Gesundheit. Ab 1927 kamen hunderte von Textinseraten hinzu, die als Zeitung in der Zeitung in mehreren Fremdpublikationen erschienen. 1935 gründete er die Wochenzeitung Die Tat (erschien ab 1939 als Tageszeitung), 1942 die Wochenzeitung Wir Brückenbauer. 1941 wandelte Duttweiler die Migros von einer Aktiengesellschaft in mehrere regionale Genossenschaften um, die über den Migros-Genossenschafts-Bund miteinander verknüpft sind. Dieses «Verschenken» eines florierenden Unternehmens an dessen Kundschaft mittels Ausgabe von Anteilsscheinen ist in der Schweizer Wirtschaftsgeschichte ein einmaliger Vorgang. Duttweiler besass ein ausgeprägtes Sendungsbewusstsein und strebte unter dem Schlagwort «Soziales Kapital» eine freie Marktwirtschaft an, die sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst ist. Mit dem 1957 geschaffenen Migros-Kulturprozent sorgte er dafür, dass ein Prozent des jährlichen Umsatzes der Migros für kulturelle und soziale Zwecke verwendet wird. 1962 begründete er das Gottlieb Duttweiler Institut, die erste Denkfabrik der Schweiz.


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