Grafschaft Schwerin


Territorium im Heiligen Römischen Reich
Grafschaft Schwerin
Wappen
Wappen der Grafschaft Schwerin, wie es die mecklenburgischen Herzöge in ihrem Großen Wappen führten
Karte
Lage der Grafschaft Schwerin (rot) in Nordostdeutschland um 1250
Grafschaft Schwerin um 1250 (rot dargestellt)
Herrschaftsform Monarchie
Herrscher/
Regierung
Graf
Sprache/n Deutsch
Aufgegangen in Herzogtum Mecklenburg

Die Grafschaft Schwerin wurde 1161 errichtet, nachdem Heinrich der Löwe die wendische Burg Schwerin 1160 erobert hatte. Er übergab das Gebiet seinem Gefolgsmann Gunzelin von Hagen (am Elm), der hier seine Herrschaft in den nächsten Jahren festigte. Die Gebiete Wittenburg und Boizenburg kamen aus der ehemaligen Grafschaft Ratzeburg als dänische Lehen im Jahr 1203 oder 1204 hinzu.

Im Jahr 1208 griff der dänische König Waldemar II. in Streitigkeiten zwischen den Grafen und einem ihrer Lehnsmänner ein und vertrieb die beiden Grafen aus ihrem Besitz und regierte zwischen 1208 und 1214 die Grafschaft. Erst 1214 konnten sie, nach Leistung des Lehnseides gegenüber König Waldemar II. von Dänemark, wieder zurückkehren. Zudem wurde die Tochter von Gunzelin II., Ida (Oda), mit dem unehelichen Sohn Waldemars, dem Grafen Niels (Nikolaus) von Halland, verheiratet, mit Gunzelins halben Grafschaft Schwerin als Mitgift. Niels (Nikolaus) von Halland war bis zu seinem Tod 1221 auf dem Kreuzzug von Damiette Mitregent in der Grafschaft.

Waldemar II. trat danach als Vormund seines minderjährigen Enkels Nikolaus von Halland-Schwerin auf, bestimmte seinen Neffen Graf Albrecht II. , aus dem askanischen Zweig Weimar-Orlamünde, zum Statthalter und nahm durch ihn das „halbe Amt“ Schwerin, wie in einer Urkunde vom 28. Februar 1221 bestätigt, in Besitz.

Als Heinrich I. im folgenden Jahr vom Kreuzzug zurück und Verhandlungen mit dem König nichts bewirkten, fasste er einen Entschluss, der weitgehende Folgen für die politischen Verhältnisse im Norden des Reiches und für Dänemark haben sollte.

In der Nacht vom 6. zum 7. Mai 1223 entführte er Waldemar II. und dessen Sohn von der dänischen Insel Lyø, wo diese unbewacht von der Jagd ausgeruht hatten. Per Schiff gelangte er mit seinen Gefangenen an die deutsche Küste. Da Schwerin von den Dänen besetzt war, wurden Waldemar und sein Sohn zuerst in Lenzen in der Mark Brandenburg und bald darauf in der Burg Dannenberg versteckt. Nach der Rückeroberung der Grafschaft Schwerin 1225 wurden die beiden schließlich in der Schweriner Burg festgehalten.

Für die Freilassung stellte Heinrich hohe Forderungen, von denen er sich weder durch Drohungen Dänemarks noch des Papstes Honorius III. abbringen ließ. Heinrich fand Unterstützung bei Heinrich Borwin II. von Mecklenburg, dem Grafen Adolf IV. von Holstein und dem Erzbischof Gebhard II. von Bremen. Da Waldemar nicht auf Heinrichs Forderungen einging, spitzte sich die Lage zu und es kam schließlich im Januar 1225 zur Schlacht bei Mölln. Die Dänen wurden geschlagen, und Albrecht II. von Orlamünde wurde wie sein König Gefangener Heinrichs von Schwerin.

Waldemar willigte schließlich in die Forderungen Heinrichs ein, zu denen auch noch die seiner Bundesgenossen kamen. Im November 1225 wurde nach dem Vertrag von Bardowick die gesamte Grafschaft wieder allein von Heinrich I. regiert.

Im Jahr 1227 wurde die Grafschaft Schwerin erneut ein sächsisches Lehen unter dem sächsischen Herzog Albrecht I. nach der Schlacht von Schlacht bei Bornhöved. Drei Jahre später regelte ein Vertrag die Grenzlinie zum benachbarten Mecklenburg.

Die ältere Linie der Familie der Grafen von Schwerin starb 1344 aus, die jüngere Linie in Wittenburg blieb 1357 ebenfalls ohne direkte männliche Erben. Der Versuch des nach Tecklenburg verheirateten jüngeren Bruders (Nikolaus I. Graf von Tecklenburg) des letzten Grafen Otto I., den Familienbesitz zu erhalten, scheiterte 1358, als der Druck der Herzöge von Mecklenburg zu groß wurde.[1] Er verkaufte die Grafschaft an die Nachbarn und die Grafschaft Schwerin zählte fortan bis zum Ende der Monarchie zu den Hauptbesitzungen der mecklenburgischen (Groß-)Herzöge, die nunmehr auch als Grafen zu Schwerin titelten.[2]

Die mittelalterlichen Grafen von Schwerin sind nicht stammesverwandt mit dem mecklenburgischen Adelsgeschlecht Schwerin, das erstmals am 11. September 1700 in den Grafenstand erhoben wurden.

  1. Georg Christian Friedrich Lisch: Zur Genealogie der Grafen von Schwerin und über den Verkauf der Grafschaft Schwerin, in: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Band 15 (1850), S. 23–42 (Digitalisat)
  2. Georg Christian Friedrich Lisch: Urkunde über den Kauf der Grafschaft Schwerin am 7. December 1358, zur Erinnerung an die vor fünfhundert Jahren vollbrachte Wiedererwerbung der Grafschaft durch die Herzoge von Meklenburg, in: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Band 24 (1859), S. 197–211 (Digitalisat)

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