Hallig

Lage der Inseln im nordfriesischen Wattenmeer
Wattweg zur Hallig Südfall
Frühling auf der Hallig, Gemälde von Jacob Alberts

Die Halligen sind kleine, nicht oder nur durch eine Steinkante geschützte Marschinseln im nordfriesischen Wattenmeer in Schleswig-Holstein sowie an der Nordseeküste Dänemarks. Bis in die jüngere Vergangenheit wiesen die Halligen keine Deiche auf, stattdessen stehen die Häuser in kleinen Ansammlungen oder einzeln auf Warften. Dies unterscheidet sie von anderen Inseln. Sie sind Teil des Biosphärenreservats Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Die zehn heute noch existierenden, bis etwa 10 Quadratkilometer großen deutschen Halligen gruppieren sich kreisförmig um die Insel Pellworm, die selbst keine Hallig ist. Sieben der zehn Halligen sind heute ständig bewohnt.[1]

Die Halligen ragen etwa einen Meter über das Mittlere Tidehochwasser hinaus, weshalb sie während einer starken Flut mit Ausnahme der Warften durch Landunter überspült werden. Ihre Flora weist salzwasserresistente Arten auf, die der Landschaft ihr besonderes Gepräge geben.

Die heute bestehenden Halligen sind erdgeschichtlich junge Inseln, die im Holozän durch Aufschlickung bzw. Aufschwemmung auf altem, untergegangenem Marschland sowie ehemaligen Mooren und Wäldern entstanden sind. Prägend für ihre heutige Form waren allgemein die steten Einwirkungen durch Ebbe und Flut, Winde, Strömungen und menschliche Einflüsse im flachgründigen Küstenumfeld von Geest-Inseln, deren Ursprünge saaleeiszeitliche Moränen sind. Im Speziellen waren es Überflutungsereignisse seit dem Mittelalter, so die Zweite Marcellusflut von 1362, in deren Folge es zwischen den Inseln Amrum, Föhr und Alt-Nordstrand (Strand) zu massiven Geländeumbildungen kam. Schätzungen zufolge ließen 10.000 Menschen in ganz Nordfriesland ihr Leben. Die verheerende Burchardiflut von 1634 veränderte die Landschaft der Uthlande noch einmal grundlegend – man schätzt die Zahl der Toten in ganz Nordfriesland auf 6.000. Diese ließ auf den Resten der dabei untergegangenen Insel Strand u. a. die heutigen Halligen Nordstrandischmoor und Hamburger Hallig entstehen. Bei der Februarflut 1825 (auch Große Halligflut genannt) ertranken 74 Halligbewohner, rund 230 mussten ihre völlig zerstörten Häuser verlassen. Sie siedelten zum Teil nach Föhr über.[2] Bei der Hamburg-Flut von 1962 entstand erheblicher Schaden an den Gebäuden auf den Halligen; jedoch waren hier Todesopfer nicht zu beklagen. Die höchsten Wasserstände des 20. Jahrhunderts wurden bei der Ersten Januarflut 1976 erreicht; jedoch blieben die Warften unversehrt. Die Zweite Januarflut 1976 hingegen ergab zahlreiche Schäden an den Steindecken und Warftböschungen. Schlimmeres wurde verhindert durch den „Generalplan Deichverstärkung, Deichverkürzung und Küstenschutz“, den das Land Schleswig-Holstein 1963 als Folge der Sturmflut des Vorjahres auf den Weg gebracht hatte.[3]

Im Gegensatz zu den Halligen verfügen die benachbarten Inseln Sylt, Amrum und Föhr über einen Geestkern; dagegen sind Nordstrand und Pellworm als Reste alten Marschlandes vollständig eingedeicht. Gelegentlich wuchsen Halligen durch vom Menschen durchgeführte Anlandungen zusammen, so die heutige Hallig Langeneß. Da die Halligen bis ins 20. Jahrhundert hinein keine Uferbefestigung aufwiesen, veränderte sich ihre Form ständig. Viele verschwanden im Laufe der Zeit wieder oder wurden im Zuge von Landgewinnungsmaßnahmen Teil des Festlandes oder durch Straßen- bzw. Schienendämme an das Festland angeschlossen.

  1. Die Halligen - Wind, Wellen und Meer. In: Ndr.de. 23. April 2013, abgerufen am 31. Januar 2014.
  2. Harry Kunz, Thomas Steensen: Föhr Lexikon. Hrsg.: Nordfriisk Instituut. Wachholz Verlag, Neumünster 2013, ISBN 978-3-529-05523-2, S. 342.
  3. Werner Junge: Die Sturmflut in SH: "Das Wasser war wütend und stürmisch". In: NDR online: Norddeutsche Geschichte. Norddeutscher Rundfunk NDR, 10. Februar 2022, abgerufen am 5. Mai 2023.

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