Der Begriff hamitische Sprachen wurde früher in der Sprachwissenschaft (Afrikanistik) für die nicht-semitischen Sprachen der früher hamito-semitisch genannten afroasiatischen Sprachfamilie verwendet sowie für einige weitere Sprachen von afrikanischen Völkern, die man als nicht vollständig „schwarzafrikanisch“ und somit als zivilisatorisch höherstehend ansah. Der Begriff gilt heute als überholt und rassenideologisch belastet.
Die Bezeichnung von Sprach- und Volksfamilien mit Namen aus der biblischen Völkertafel war typisch für das von Hegemonievorstellungen beherrschte westliche Denken des 19. Jahrhunderts (vgl. auch Hamitentheorie, Japhetitentheorie, Semiten). Die starke Verflechtung von „Wissenschaft“ und Kolonialpolitik führte dazu, dass Wunsch und Wirklichkeit in der frühen Phase der Theoriebildung in der Afrikanistik nicht immer sorgfältig getrennt wurden.
Die einzelnen Zweige des Hamitischen – Ägyptisch, Berberisch, Tschadisch, Kuschitisch – gelten heute als selbständige Primärzweige des Afroasiatischen (dazu kommt noch das Omotische, welches früher als „Westkuschitisch“ eingeordnet wurde).