Henriette Davidis

Henriette Davidis, ca. 1860

Johanna Friederika Henriette Katharina Davidis[1] (* 1. März 1801[2] in Wengern; † 3. April 1876 in Dortmund) war eine deutsche Autorin von Kochbüchern.[3] Obwohl zu ihrer Zeit bereits viele ähnliche Kochbücher erschienen waren und unter anderem das Allgemeine deutsche Kochbuch für bürgerliche Haushaltungen von Sophie Wilhelmine Scheibler mehrfach neu aufgelegt wurde, entwickelte sich Davidis’ Praktisches Kochbuch zu einem der bedeutendsten Kochbücher des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, das zur Grundausstattung vieler deutscher Haushalte gehörte. Die vielen heute noch antiquarisch erhältlichen Exemplare zeigen, dass das Buch rege benutzt und mit Anmerkungen versehen wurde. Viele Familien vererbten das Praktische Kochbuch von Generation zu Generation weiter.

Das Kochbuch war jedoch nur ein Teil eines umfassenden Erziehungs- und Bildungsprogramms, das Henriette Davidis für Mädchen und Frauen konzipierte. Von der Puppenköchin über die junge unverheiratete Frau bis zur Hausfrau mit eigener Verantwortung für Haushalt und Personal boten Henriette Davidis’ Bücher sich als Lehrbücher und Nachschlagewerke an. Dahinter stand wohl die Erkenntnis, dass die Tätigkeit der Hausfrau ein eigener anspruchsvoller Beruf war, auf den die jungen Frauen des neu entstehenden Bürgertums oft nur unzureichend vorbereitet waren.[4]

Davidis war, während sie ihre Bücher verfasste, selbst als Hauswirtschaftslehrerin, Erzieherin und Gouvernante, später nur noch als Autorin tätig. Obwohl ihre Bücher, insbesondere das Praktische Kochbuch, das im Jahr ihres Todes bereits in 21. Auflage erschien, schon zu ihren Lebzeiten sehr erfolgreich waren, konnte sie von den Erträgen nur ein eher bescheidenes Leben führen und bezog erst im Alter von 74 Jahren eine eigene Wohnung. Gelegentlich wird angegeben, „Henriette Davidis“ sei ein Pseudonym einer Helena Clemen, in Wirklichkeit handelte es sich bei Helena Clemen jedoch um eine Leserin, die Anregungen an die Autorin gesandt hatte, die auch verwendet wurden.[5]

Heute erinnert das Henriette-Davidis-Museum in Wetter-Wengern mit Ausstellungen über Kochbücher und einer Schriftenreihe an sie. Das derzeit geschlossene Deutsche Kochbuchmuseum in Dortmund widmete ihr ebenfalls einen großen Teil seiner Ausstellung. Teile eines steinernen Herdes, der aus dem Pfarrhaus in Wengern stammt, wurden mit einer Gedenktafel in das Widerlager der 1934 fertiggestellten Eisenbahnbrücke der Elbschetalbahn bei Wengern eingemauert, wo sie noch heute zu sehen sind. Das Pfarrhaus hatte dem Bau der Brücke weichen müssen.[6]

  1. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Hockamp.
  2. Das auf dem Grabstein angegebene Geburtsjahr 1800 ist falsch, Methler, Methler: Biographie … S. 22.
  3. Siehe etwa Methler, Methler: Biographie … oder Ilona Zubrod, Melanie Goldmann: Hier kocht die Frau! Von Kaltmamsellen und Küchenchefinnen. Gerstenberg, Hildesheim 2013.
  4. Andreas Fasel: Rezepte fürs Leben - WELT. 22. November 2011, abgerufen am 9. April 2024.
  5. 1886 wurde in der Eintragsrolle Nr. 68 des Rates der Stadt Leipzig eingetragen, Helena Clemen sei die Autorin der 23. und 24. posthumen Auflage Praktischen Kochbuches, das diese unter dem Pseudonym Henriette Davidis veröffentlicht habe. Tatsächlich waren diese Auflagen von Borchling und von Otterbruch vorbereitet worden. Vgl. Methler, Methler: Biographie … S. 31.
  6. Harald Vogelsang: Das Bw Bochum-Dahlhausen und die Eisenbahn im mittleren Ruhrtal. Eisenbahn-Kurier-Verlag, ISBN 3-88255-430-4, S. 132. Walter Petersen: Vor großen Zeitgenossen. Verlag Karl Siegismund, Berlin 1937, S. 14.

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