Der Hongerwinter (deutsch Hungerwinter) oder die Niederländische Hungersnot im Winter 1944/45 war eine Hungersnot im Zweiten Weltkrieg, die sich gegen Ende der deutschen Besetzung der Niederlande während der Monate Oktober 1944 bis April 1945 ereignete. Besonders betroffen war das dicht besiedelte Holland.
Eine deutsche Blockade verhinderte ab September 1944, dass diese Region mit Nahrung und Brennstoffen aus den ländlicheren Regionen der Niederlande versorgt wurde. Von der Hungersnot, die im Oktober 1944 einsetzte, waren 4,5 Millionen Menschen betroffen, deren Lebensmittelversorgung bereits in den vorherigen Kriegsjahren rationiert gewesen war. Die Zahl der an Hunger Gestorbenen wird heute auf 18.000 bis 22.000 geschätzt.[1][2] Ältere Quellen nennen als Folgen der Hungerkatastrophe 200.000 Verhungerte; diese Zahl wurde 1999 vom niederländischen Historiker David Barnouw widerlegt.[3] Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Brennstoffen verbesserte sich erst nach dem Waffenstillstand von Achterveld am 30. April 1945.
Die Auswirkungen des Hungers auf die Menschen, die diese Hungersnot überlebten, waren Gegenstand medizinischer Langzeitstudien, die unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges begannen. Zu den Ergebnissen dieser Studien zählt die Erkenntnis, dass eine Hungerphase einer Schwangeren die körperliche und geistige Entwicklung des Fötus prägt. Das Neugeborene leidet daran sein Leben lang; sogar in der nachfolgenden Generation lassen sich noch Auswirkungen finden.