Eine informelle Siedlung, auch Marginalsiedlung oder ungenauer Elendsviertel, ist eine Siedlung, oft in der Nähe oder innerhalb einer Stadt, die sich hauptsächlich oder ausschließlich aus provisorisch gebauten Unterkünften zusammensetzt. In der Umgangssprache wird auch der Begriff Slum gebraucht, wobei jedoch mit diesem Wort traditionell heruntergekommene Stadtviertel der Kernstadt bezeichnet werden, während informelle Siedlungen vollkommen neue, ungeplante „Stadtviertel“ am Stadtrand sind. Es gibt allerdings auch Siedlungen, die von ihrem baulichen und genehmigungsrechtlichen Charakter eher informelle Siedlungen sind, aber keine Elendquartiere, sondern Formen temporärer Protestkultur (Protestcamps, z. B. Hüttendorf) oder alternativen Lebensstils (z. B. Ideal vom einfachen Leben).
In den meisten Ländern werden Siedlungen nur dann als informell bezeichnet, wenn der Grundbesitz nicht geklärt ist. Manchmal wird auch zwischen informellen und irregulären Siedlungen unterschieden, wobei in den informellen Siedlungen kein legaler Grundbesitz seitens der Einwohner besteht, in den irregulären Siedlungen dagegen die Besitzverhältnisse umstritten sind. Es gibt jedoch oft reguläre Stadtviertel, in denen ähnlich schlechte infrastrukturelle Bedingungen vorherrschen wie in den eigentlichen informellen Siedlungen. Diese werden in der Umgangssprache meist mit demselben Begriff bezeichnet, wie im Fall der Villa Miseria in Argentinien.
Informelle Siedlungen haben in verschiedenen Ländern verschiedene Charakteristika und eigene Namen: In Argentinien heißen sie Villa Miseria, in Brasilien Favela, in Peru Pueblos jóvenes und Asentamientos Humanos (siehe auch Barriadas), in Chile Poblaciones, in Ecuador Invasiones und in der Türkei Gecekondu. Weitere Bezeichnungen sind Bidonville im frankophonen Afrika, Katchi abadi in Pakistan sowie shanty town oder shantytown in der englischsprachigen Welt.