Inoffizieller Mitarbeiter

Inoffizieller Mitarbeiter (IM), bis 1968 Geheimer Informator (GI),[1] war in der DDR die MfS-interne Bezeichnung für eine Person, die dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS, auch „die Stasi“) verdeckt Informationen lieferte oder auf Ereignisse oder Personen (z. B. durch Zersetzung) steuernd Einfluss nahm, ohne formal für diese Behörde zu arbeiten. Mit seinen zuletzt rund 189.000 Angehörigen deckte das Netz aus inoffiziellen Mitarbeitern nahezu alle gesellschaftlichen Bereiche der DDR ab und bildete somit eines der wichtigsten Herrschaftsinstrumente und Stützen der SED-Diktatur. Als Motive für die Kooperation werden vor allem politische Ideale genannt. Geld habe offenbar nur eine untergeordnete Rolle gespielt, auch erpresste Zusammenarbeit mit dem DDR-Spitzelapparat sei selten gewesen.[2]

Um sich vom früheren deutschen Polizeivokabular und dem Begriff V-Mann abzusetzen, wurden die Begriffe Geheimer Informator und seit den 1970er Jahren inoffizieller Mitarbeiter vom MfS bewusst gewählt.[3] Die mitunter vorkommende Auflösung des Kürzels IM als „informeller Mitarbeiter“ entstammt der Publizistik der Nachwendezeit.[4]

Nach der deutschen Wiedervereinigung ermöglichte auf der Grundlage des Stasi-Unterlagen-Gesetzes der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen unter unterschiedlichen Bedingungen den vom MfS bearbeiteten Menschen und ihren Angehörigen sowie Behörden, Forschern und Journalisten den Zugang zur schriftlichen Überlieferung des MfS. Dadurch gelangte die Identität zahlreicher inoffizieller Mitarbeiter ans Tageslicht.

IMs leisteten in der DDR die Hauptspitzelarbeit. Jedoch verhielten sich nicht alle IMs tatsächlich denunziatorisch. Manche entzogen sich verabredeten Treffen, beteuerten, keine Informationen erlangt zu haben, oder lieferten ausschließlich positive oder neutrale Berichte. Wissenschaftlich erwiesen ist, dass das MfS weit hinter den eigenen Ansprüchen zurückblieb, allgegenwärtig zu sein.[5]

  1. Vgl. Helmut Müller-Enbergs: Geheimer Informator (GI). In: Roger Engelmann, Bernd Florath, Walter Süß u. a. (Hrsg.): Das MfS-Lexikon – Begriffe, Personen und Strukturen der Staatssicherheit der DDR. Ch. Links Verlag, 3. aktualisierte Auflage, Berlin 2016, ISBN 978-3-86153-900-1, S. 103, Online-Version auf bstu.de.
  2. Mehr Stasi-Spitzel als angenommen. In der DDR wurde offenbar noch mehr geschnüffelt und verraten als bisher angenommen: Die Zahl der Inoffiziellen Mitarbeiter bei der Stasi muss einer Studie zufolge nach oben korrigiert werden. 10. März 2008, abgerufen am 15. September 2018.
  3. Bundestags-Drucksache 16/7919 (PDF; 113 kB), Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der FDP-Fraktion, 29. Januar 2008.
  4. Dieter Herberg, Doris Steffens/Elke Tellenbach: Schlüsselwörter der Wendezeit. Wörter-Buch zum öffentlichen Sprachgebrauch 1989/90. (Schriften des Instituts für deutsche Sprache. 6) Berlin/New York 1997, S. 285 f. (bei Google Books).
  5. Anita Krätzner-Ebert: Dimensionen des Verrats: Politische Denunziation in der DDR. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2023, ISBN 978-3-525-30214-9.

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