Isorhythmie

Isorhythmie (von griech. ἴσος „gleich“ und ῥυθμός „Zeitmaß“, etwa „gleiche rhythmische Ordnung“), auch Isorhythmik genannt, bezeichnet eine Satztechnik in der Mehrstimmigkeit des 14. und 15. Jahrhunderts, bei der ein rhythmisches Muster bei wechselndem melodischen Gehalt in einer oder mehreren Stimmen wiederholt durchgeführt wird. Die isorhythmische Motette stellt den Gipfel an rationaler Strukturierung in der gotischen Musik dar. Zugleich schafft sie den Ausgleich zur expressiven Melodik und zur gesteigerten harmonischen Farbigkeit (Chromatik). Isorhythmie übertrug man von der Motette auch in Messen- und Kantilenensätze. Der Begriff stammt nicht aus der Zeit, sondern wurde erstmals zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Friedrich Ludwig geprägt.

Das Kompositionsprinzip der Isorhythmie entspricht dem struktursuchenden Geist des Mittelalters und erweist sich vor allem in der isorhythmischen Motette der Ars Nova als eine der strengsten, kunstvollsten und durchgebildetsten Formen der Musikgeschichte, die in der Korrespondenz von klanglicher und textlicher Gefügigkeit von keiner späteren Gattung übertroffen wird. Dabei handelt es sich um „dichteste Musik voll farbiger, inniger, neuartiger Klanglichkeit, in ihrer Einheit von zwingender Struktur und unmittelbar überzeugender Wirkung ein vollendetes Kunstwerk“.[1]

  1. Peter Schnaus (Hrsg.): Europäische Musik in Schlaglichtern. Meyers Lexikonverlag, Mannheim 1990, ISBN 3-411-02701-0, S. 125.

From Wikipedia, the free encyclopedia · View on Wikipedia

Developed by Tubidy