Istrien

Istrien

Karte Istriens
Geographische Lage
Istrien (Kroatien)
Istrien (Kroatien)
Koordinaten 45° 9′ N, 13° 55′ OKoordinaten: 45° 9′ N, 13° 55′ O
Gewässer 1 Golf von Triest
Gewässer 2 Adria
Gewässer 3 Kvarner-Bucht
Länge ca. 80 km
Breite ca. 60 km
Fläche ca. 3 500 km²

Satellitenbild

Istrien (kroatisch/slowenisch Istra, italienisch Istria, istriotisch Eîstria) ist mit einer Fläche von etwa 3500 km² die größte Halbinsel an der nördlichen Adria zwischen dem Golf von Triest und der Kvarner-Bucht vor Rijeka. An der Halbinsel haben drei Staaten Anteil. Der größte Flächenanteil befindet sich auf dem Gebiet Kroatiens, ein kleinerer im Norden gehört zu Slowenien, zu Italien gehört nur das Gebiet um Muggia und dessen nahes Umland.

Istrien liegt am Nordrand der Adriatischen Platte, die auch bei der Entstehung der umgebenden Gebirge, nämlich der Alpen, des Appennin und der Dinariden eine zentrale Rolle spielte. Diese Gebirgszonen entstanden bei der Kollision mit dem Eurasischen Kontinent. Heute ragen am Ostrand Istriens die Berge noch bis über 1400 m auf, die Gesteine stellen zu großen Teilen den Boden eines verschwundenen Ozeans dar. Daher dominieren Kalk- und Dolomit, Sandstein und Mergel (im Nordosten), was zur Bildung zahlreicher Höhlen in der Karstlandschaft geführt hat, aber auch dort, wo Kalk vorherrscht, zu Trockenheit. Infolgedessen konzentriert sich die menschliche Besiedlung auf die küstennahen Gebiete, zumal das umgebende Meer zu einem milden Klima führt. Allerdings ist diese rückläufig, sie liegt oberhalb von 300.000 Einwohnern. Rund 60 % der Istrier sprechen Kroatisch, dann folgen Slowenisch (über 20 %) und Italienisch (mehr als 10 %), im Osten Istriens existieren zwei rumänische Sprachen, wobei Mehrsprachigkeit häufig ist. Wirtschaftlich dominiert heute der seit mehr als 200 Jahren geübte Tourismus, Landwirtschaft, insbesondere Wein und Olivenöl, spielen eine bedeutende Rolle. Die Schiffbauindustrie spielt kaum noch eine Rolle.

Die menschliche Besiedlung lässt sich über eine Million Jahre zurückverfolgen. Eine erste bäuerliche Besiedlung begann um 5750 v. Chr., allerdings wurde die bis 2000 v. Chr. dünn besiedelte Halbinsel erst um durch Zuwanderung größer, es entstanden städteartige Siedlungen und Festungsbauten. In der Bronzezeit entstanden regionale Herrschaftsstrukturen, es dominierten die Histrier, die Istrien den Namen gaben. Bis 177 v. Chr. eroberten die Römer die Halbinsel, die vollständig romanisiert wurde, was sich bis heute in zahlreichen Monumenten niederschlägt.

Epidemien, militärische Auseinandersetzungen und Bewegungen zahlreicher ethnischer Gruppen führten zu einer Dezimierung der Bevölkerung im Frühmittelalter, in deren Verlauf die slawischen Zuwanderer das Hinterland zunehmend vereinnahmten, während die romanische Bevölkerung in den Küstenstädten lebte. Mit den Franken wurde das Gebiet zeitweise dem Patriarchat Aquileia zugeschlagen, womit das Hinterland politisch eigene Wege ging. Auch führte der Rückzug der Flottenmacht Byzanz zu einem Machtvakuum, dem Anwachsen lokaler Seefahrerstädte, die als Piraten wahrgenommen wurden, Kaperflotten der Sarazenen erschienen im 9. Jahrhundert auch vor Istrien, ebenso wie Ungarn (ab etwa 900).

Zwischen dem Königreich Ungarn und Venedig entspann sich ein langer Konflikt um die Herrschaft am Ostrand der Adria, wobei ab dem 11. Jahrhundert die Republik Venedig die Städte Istriens beherrschte (bis 1797). Über einen Reichsfürsten, den Patriarchen von Aquileia, versuchte das Römisch-deutsche Reich seinen Einfluss zu wahren – am Ende dominierten die Habsburger das istrische Hinterland. Nach 1797 beherrschten Österreich (bis 1866) und kurzzeitig unter Napoleon Frankreich das Gebiet.

Die Mehrheit der Bewohner sprach längst Kroatisch, mehr als jeder Vierte allerdings weiterhin Italienisch. Italien beanspruchte Istrien spätestens ab 1915, besetzte es 1939 als Teil des italienischen Staatsgebietes. Gegen Kriegsende wurde die Mehrheit der Italiener infolgedessen gewaltsam vertrieben, die Grenzziehung blieb noch Jahrzehnte umstritten; nach dem Ende des Jugoslawienkriegs konnten sich auch Kroatien und Slowenien lange nicht über den genauen Grenzverlauf einigen. Heute wird das gemeinsame kulturelle Erbe hervorgehoben.


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