Jakarta-Charta

Indonesischer Text der Jakarta-Charta in neuer Schreibweise. Der entscheidende Passus mit den „sieben Wörtern“ ist fettgedruckt.

Die Jakarta-Charta (indonesisch Piagam Jakarta) ist ein Entwurf zur Präambel der Verfassung der Republik Indonesien, der am 22. Juni 1945 von einer Sonderkommission des „Untersuchungsausschusses zur Vorbereitung der Unabhängigkeit Indonesiens“ (Badan Penyelidikan Usaha-Usaha Persiapan Kemerdekaan; BPUPK) in Jakarta vorgelegt wurde.

Das Dokument enthält die fünf Prinzipien der Pancasila-Ideologie, darüber hinaus aber auch eine Klausel, die die Muslime zur Einhaltung der Scharia verpflichtet. Dieser Zusatz, der auch als die „Sieben Wörter“ (tujuh kata) bekannt ist, wurde von der Kommission, die die Verfassung nach der Indonesischen Unabhängigkeitserklärung am 18. August 1945 endgültig festlegte und in Kraft setzte, allerdings wieder aus der Verfassung gestrichen. Während der 1950er Jahre, als die Verfassung von 1945 ausgesetzt war, forderten Vertreter der islamischen Parteien in Indonesien immer wieder die Rückkehr zur Jakarta-Charta. Sie betonten, dass sie das Ergebnis eines politischen Kompromisses zwischen nationalistischen und islamischen Delegierten im ersten Verfassungsgremium gewesen sei. Um den Vertretern des islamischen Lagers entgegenzukommen, verkündete Präsident Sukarno in seinem Dekret vom 5. Juli 1959, mit dem er die Verfassung von 1945 wieder einsetzte, dass die Jakarta-Charta die Verfassung „mit Leben erfülle“ und mit ihr „einen Verbund“ bilde. Über die Bedeutung dieser Aussage wurde in den folgenden Jahren viel gestritten: Während die Säkularisten darin nur eine Anerkennung der Jakarta-Charta als eines „historischen Dokuments“ sahen, meinten die islamischen Gruppen, dass durch dieses Dekret die Jakarta-Charta mit ihren „sieben Wörtern“ gesetzliche Bedeutung erhalten habe, und trieben auf dieser Grundlage die Einführung einer islamischen Rechtsordnung mit eigenen Gesetzen für die Muslime voran. Die Jakarta-Charta war erneut während der Verfassungsreformen zu Beginn der Reformasi-Ära (1999–2002) Gegenstand politischer Debatten, weil verschiedene islamische Parteien in dieser Zeit die Aufnahme der „Sieben Wörter“ in Artikel 29 der Verfassung forderten, der sich mit der Stellung der Religion im Staat und der Religionsfreiheit befasst. Die von den islamischen Parteien vorgelegten Änderungsanträge erhielten jedoch nicht die notwendige Mehrheit. Die Front Pembela Islam („Front der Islam-Verteidiger“) kämpft bis heute für die Wiedereinsetzung der Jakarta-Charta.


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