Jakob Fugger

Porträt des Jakob Fugger, Albrecht Dürer (um 1519)
Jakob-Fugger-Bronzebüste in der Fuggerei (Augsburg)

Jakob Fugger „von der Lilie“ (auch genannt Jakob Fugger „der Reiche“ oder seltener „Jakob II. Fugger“, seit 1514 Reichsgraf; * 6. März 1459 in Augsburg; † 30. Dezember 1525 ebenda) war zwischen etwa 1495 und 1525 der bedeutendste Kaufherr, Montanunternehmer und Bankier Europas. Er entstammte der Augsburger Handelsfamilie Fugger. Das Familienunternehmen baute er innerhalb weniger Jahrzehnte zu einem europaweit tätigen Unternehmen aus. Seine Ausbildung hatte er bereits als 14-Jähriger in Venedig begonnen, wo er sich wohl bis gegen 1487 überwiegend aufhielt. Jakob Fugger war zugleich Kleriker und besaß eine Pfründe, hat jedoch nie in einem Kloster gelebt. Die Grundlage des Familienvermögens wurde vorwiegend durch den Baumwollhandel mit Italien geschaffen. Die Familienfirma wuchs rasch, nachdem die Brüder Ulrich, Georg und Jakob Fugger in Bankgeschäfte mit den Habsburgern und der Kurie, parallel dazu zunächst in die Montanwirtschaft in Tirol und ab 1493 in den Abbau von Silber und Kupfer im heutigen Tschechien und der Slowakei einstiegen. Ab 1525 besaßen die Fugger Rechte zum Abbau von Quecksilber und Zinnober in Almadén (Spanien).

Nach 1487 bestimmte de facto Jakob Fugger die Geschäftspolitik, die sich in etwas mehr als einem Jahrzehnt „von einem konventionellen Handelsunternehmen mittlerer Reichweite zu einem europaweit agierenden Konzern mit ausgeprägten Schwerpunkten im Montan- und Banksektor“[1] entwickelte. Das Unternehmen nahm zeitweilig eine monopolartige Stellung auf dem europäischen Kupfermarkt ein. Kupfer aus Oberungarn (der heutigen Slowakei) wurde über Antwerpen nach Lissabon und von dort weiter nach Indien verschifft. An der ersten und einzigen Handelsfahrt deutscher Kaufleute nach Indien (1505/06) in einer portugiesischen Flotte war Jakob Fugger ebenso beteiligt wie 1525 an einer frühen, allerdings gescheiterten spanischen Handelsexpedition zu den Molukken.

Mit seiner Unterstützung für das Haus Habsburg beeinflusste der Augsburger Bankier die europäische Politik. Er finanzierte den Aufstieg Kaiser Maximilians I. sowie maßgeblich die Wahl dessen Enkels, des spanischen Königs Karl zum römisch-deutschen König. Jakob Fugger finanzierte auch die Eheschließungen mit dem Haus der Jagiellonen (Wiener Hochzeit 1515), die in der Folge die Königreiche Böhmen und Ungarn für das Haus Habsburg sicherten. Er half zudem, Kriege und militärische Feldzüge zu finanzieren. Dazu zählen der Schweizerkrieg von 1499, der zwischen dem Schwäbischen Bund und der schweizerischen Eidgenossenschaft ausgetragen wurde, und die Kriege, die Maximilian I. gegen Frankreich und Venedig führte.[2] Während des Deutschen Bauernkriegs (1524/1525) stand er auf der Seite der Fürsten, die den Aufstand blutig niederschlugen.[3]

Bleibende Berühmtheit sicherten Jakob Fugger seine Augsburger Stiftungen. Die von ihm gestiftete, von 1509 bis 1512 errichtete und dann prachtvoll ausgestattete Fuggerkapelle in St. Anna ist die Grablege der Brüder Ulrich, Georg und Jakob Fugger und der erste Renaissancebau Deutschlands. Die offiziell 1521 gestiftete Fuggerei, eine Armensiedlung für arbeitswillige Augsburger Handwerker und Tagelöhner, ist heute die älteste erhaltene Sozialsiedlung der Welt. Die Errichtung der Fuggerei diente auch dem Ziel, das öffentliche Ansehen Fuggers zu verbessern.[4] Der 1515 erbaute Damenhof in den Augsburger Fuggerhäusern ist der erste Profanbau der deutschen Renaissance.

Mit dem Kauf der Grafschaft Kirchberg und der Herrschaft Weißenhorn mit der Stadt Weißenhorn sowie der Herrschaften Wullenstetten und Pfaffenhofen südlich von Ulm durch Jakob Fugger im Jahr 1507 begann der Aufstieg der Fugger „von der Lilie“ in den Adel. 1511 wurde der bürgerliche Unternehmer Jakob Fugger aus lehensrechtlichen Gründen in den Adelsstand erhoben. „Die Erhebung eins Kaufmanns in den Freiherrenstand war ein Vorgang ohne Parallele im Reich“.[5] 1514 machte ihn Kaiser Maximilian I. zum Reichsgrafen. 1508 erwarb Jakob Fugger zudem die Hofmark Schmiechen an der östlichen Lechleite südlich und die Herrschaft Biberbach mit der Burg Markt im Lechtal nördlich von Augsburg.

Jakob Fuggers Vermögen erreichte in heutiger Kaufkraft hochgerechnet etwa 400 Milliarden Dollar oder gut zwei Prozent des europäischen Bruttoinlandsprodukts seiner Zeit,[6] was ihm zu dem Beinamen „der Reiche“ verhalf.

  1. Peter Geffcken: Fugger – Geschichte einer Familie: „Die Handelsherren mit dem Dreizack“. In: Damals. 7/2004.
  2. Mark Häberlein: Die Fugger. Geschichte einer Augsburger Familie. W. Kohlhammer, Stuttgart 2006, ISBN 3-17-018472-5, S. 42 und 65.
  3. Mark Häberlein: Die Fugger. Geschichte einer Augsburger Familie. W. Kohlhammer, Stuttgart 2006, ISBN 3-17-018472-5, S. 66.
  4. Guido Komatsu: Geld und Glaube. In: Handelsblatt-Onlineausgabe. 20. Dezember 2010, abgerufen am 13. August 2021.
  5. Peter Geffcken: Jakob Fugger der Reiche (1459–1525): „Königsmacher, Stratege und Organisator“. In: Damals. 7/2004.
  6. Daniel Eckert: So wurde Fugger zum reichsten Menschen der Geschichte. In: Die Welt online. 6. Juni 2016, abgerufen am 9. Juli 2018.

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