Jaromarsburg

Wall der Jaromarsburg
Infotafel mit einer Abbildung an der Burg

Die Jaromarsburg war vom 9.[1] bis zum 12. Jahrhundert eine dem Gott Svantovit gewidmete Kultstätte des slawischen Stammes der Ranen. An der Nordostspitze bei Kap Arkona auf der Insel Rügen gelegen, war sie von zwei Seiten durch die Steilküste und von der Landseite durch einen Burgwall geschützt. Der Name der Tempelburg leitet sich vom Ranenfürsten Jaromar I. ab, der nach der Unterwerfung Rügens durch Dänemark im Jahr 1168 zum Vasallen des dänischen Königs Waldemar I. wurde.

Vom Kap Arkona sind in den letzten Jahrhunderten immer wieder Teile des Hochuferkliffs ins Meer gestürzt, weshalb von der Jaromarsburg heute hauptsächlich der Burgwall sichtbar ist. Bei 10 bis 20 m Landabbrüchen pro Jahrhundert wird vermutet, dass die derzeitige Fläche innerhalb des Walles nur ein Drittel der ursprünglichen darstellt. Daher finden seit einigen Jahren archäologische Notgrabungen statt, durch die der Standort des Svantovit-Tempels gefunden wurde, von dem man lange annahm, dass er durch Uferabbrüche verloren gegangen wäre. Es handelt sich um eine rechteckige Fläche, die völlig frei von Fundstücken war, um die herum aber umso mehr zu finden waren, welche auf Opfergaben, darunter zerstörte Waffenteile, hindeuten. Dies deckt sich auch mit der Geschichtsschreibung durch Saxo Grammaticus, die besagt, dass der Priester innerhalb des Tempels nicht einmal atmen durfte, um ihn nicht zu verunreinigen.

  1. Torsten Kempke: Skandinavisch-slawische Kontakte an der südlichen Ostseeküste im 7. bis 9. Jahrhundert. In: Ole Harck, Christian Lübke (Hrsg.): Zwischen Reric und Bornhöved. Die Beziehungen zwischen den Dänen und ihren slawischen Nachbarn vom 9. bis ins 13. Jahrhundert (= Forschungen zur Geschichte und Kultur des östlichen Mitteleuropa. Bd. 11). Steiner, Stuttgart 2000, ISBN 3-515-07671-9, S. 9–22, hier S. 14.
    Zur Datierung der slawischen Landnahme auf Rügen jüngst auch Heike Reimann, Fred Ruchhöft, Cornelia Willich: Rügen im Mittelalter. Eine interdisziplinäre Studie zur mittelalterlichen Besiedlung auf Rügen (= Forschungen zur Geschichte und Kultur des östlichen Mitteleuropa. Bd. 36). Steiner, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-515-09441-2, S. 42 ff.

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